Zeichnungen


Das Zeichnen am Teleskop mag manchem überholt oder gar altmodisch erscheinen. Wozu sollte man sich mithin die halbe verfügbare Nacht ans Okular klemmen um nur ein einziges Objekt festzuhalten, und das auch noch mit einem Stift und den eigenen Augen anstelle eines empfindlichen Sensors mit dem man am Ende doch so viel mehr sieht?

Meine Antwort darauf ist, dass das sporadische Auftreffen von Hunderte bis Millionen Jahre alten Photonen auf der eigenen Netzhaut an Hochgefühl nur schwer zu überbieten ist. Dazu kann kein Foto, auch kein dahingehend bearbeitetes, den visuellen Eindruck am Okular wiedergeben. Doch statt Frustration lösen Zeichnungen bei mir Faszination aus. Zum einen weil ich mir so Objekte, und damit auch oft das gesamte Erlebnis der Nacht, wieder ins Gedächtnis rufen kan und zum anderen, weil auf diese Art der Objektdokumentation der eigene Lernprozess sichtbar wird. Auch die Unterschiede der Himmelsqualität lassen sich durch Zeichnungen gut darstellen, weswegen man sich diese immer mit notieren sollte.

Visuelles Beobachten von Objekten ist kein "Fernsehen" sondern eher mit einer Sportart oder einem Musikinstrument zu vergleichen, die man durch Training und Wiederholungen immer besser beherrscht. Details die bei den ersten Objekten die man beobachtet hat zu sehen sind, können nach Monaten oder Jahren um ein Vielfaches ansteigen. Schwache Details, Ausläufer oder Spiralarme, die zu Beginn unsichtbar sind werden durch Verbesserung der eigenen Beobachtungstechnik und dem wiederholten, intensiven Betrachten erst sichtbar.

Und genau dabei helfen Zeichnungen enorm. Man ist quasi gezwungen ein Objekt das man mit dem Teleskop ansteuert nicht einfach als "gesehen" abzuhaken und weiterzusprinten, sondern sich möglichst viel Zeit zu lassen. 

DIE Technik gibt es dabei nicht, jeder sollte im Rahmen seiner Möglichkeiten und Talente versuchen die Objekte festzuhalten, dabei ist es erstmal völlig egal, ob man dafür spezielle Stifte oder Papier nutzt oder einfach mal eine Skizze mit den beobachteten Details festhält. Man kann die Rohzeichnungen, danach ins reine Zeichnen (möglichst zeitnah!), sie digital mit einem Zeichenprogramm am Rechner anfertigen oder man heftet/scannt die Rohzeichnungen direkt ein. Erlaubt ist was geht. Mit einer Ausnahme: Details deren man sich nicht sicher ist, bzw. die man durch die Vorbelastung mit Fotos und dergleichen sehen WILL, sind tabu. Auch das Nichtsehen von Details ist wichtig. Lag es an der Vergrößerung? An der Himmelsqualität? Oder war man vieleicht einfach zu müde?

Viel Spaß beim Stöbern in meinen Zeichnungen und vor allem auch bei der empfohlenen Nachahmung.... 



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