Mittwoch, 18. Oktober 2017

BB vom 17.10.2017

Ort: Idsteiner Land
Uhrzeit: 22:00 bis 1:18 Uhr
Wetter: Klar
GG: 6m+

Wenn ich etwas wirklich schon lang nicht mehr erlebt habe, dann eine Schönwetterkatastrophe, aber sie ist tatsächlich hier. Am späten Nachmittag war ich auf einer kleinen Wanderung noch mehr als skeptisch ob Andreas Pläne diese Nacht nochmals rauszufahren wirklich eine so gute Idee wären. So schön das atmosphärisch aussah, so wenig Hoffnung machte mir der vercirrte Himmel auf eine lohnende Beobachtungsnacht.



Ohnehin schon etwas abgekämpft von der Querfeldeinwanderung sagte ich Rainer erstmal prophylaktisch ab, Andreas beharrte aber auf seinen Transparenzprognosen und als die beiden dann aufbrachen... eieiei, ich konnte einfach nicht anders und hab den 8er wieder auf die Rückbank geworfen ;)

Was soll ich sagen? Die beste Entscheidung überhaupt! In der Tat hatten sich die Cirren in bestimmten Himmelsarealen so weit verzogen, dass man nicht nur annehmbar beobachten konnte, nein stellenweise toppte der Himmel sogar die Bedingungen von Sonntag was mich sehr erstaunte. Am besten sah man den Effekt im Cirruskomplex, war er vor einigen Tagen noch solala, selbst mit Filter am 12"er so war der Sturmvogel sogar am 8er OHNE Filter sichtbar und die Details mit Filter waren merklich einfacher.

Zu meiner großen Überraschung aber auch Freude wurde es am Platz dann auch wirklich "voll", neben Andreas und Rainer war auch Ralf mit dabei, den ich seit gut zwei Jahren nicht mehr gesehen hatte und überhaupt war es die erste Gruppenbeobachtung seit viel zu langer Zeit, sehr nostalgisch und es zeigte mir: in der größeren Gruppe ist doch nochmals eine andere Stimmung :) Dadurch dass ich Andreas und Ralf schon länger und extrem lang nicht mehr persönlich getroffen habe war die erste Stunde erstmal mit längst überfälligen Gesprächen gefüllt, danke Jungs - ich habs schon vermisst!

Beobachterisch war ich zunächst eher auf ungeplanter Standardrunde, aber es gab dann doch eine Reihe von genialen Objekten, die ich dank Rainer und Andreas vor die Augen bekam, sogar zu eine Zeichnung wurde ich endlich wieder motiviert!



Wir verbrachten an Andreas 12"er eine lange Zeit am Katzemaugennebel NGC 6543. 
Schon bei 8mm war der Zentralstern einfach zu sehen, dazu musste man das Objekt einfach fixieren und der Nebel schaltete Sekundenbruchteile später auf "stumm" und der Stern ploppt hervor, genialer Effekt, ähnlich dem Blinking Planetary. Der Nebel selber hat eine leicht ovale Form, der Helligkeitsunterschied von der Andeutung einer Ringstruktur zum Innenteil ist nicht sehr stark ausgeprägt, was auch das Sichten des Zentralsterns bei indirektem Sehen erschwert, der Kontrast geht durch die Nebelfülle gern mal flöten. Bereits bei der 187-fachen Vergrößerung war zu sehen, dass neben der schlichten Form in einem "spitzen Ende" des Ovals zusätzliche Details immer wieder hervorblitzten, ich kann es am besten als eine leichte halbrunde zweite Ringstruktur bezeichnen, mit einem minimalen Abstand dunklerer Nebelmasse zwischen sich und dem Rest des PN. Darüberhinaus zeigte sich bei langem indirekten Sehen um den offensichtlichen Teil des Nebels eine weitere merklich schwächere Aufhellung, den man als schwachen Halo bezeichnen könnte. Wir wechselten dann zu 6,7mm und am Ende noch höher in den Bereich um 5mm und die Details der Doppelstruktur wurden greifbarer, blieben aber anspruchsvoll. Es gab beim Wechsel vom direkten auf den indirekten Blick reproduzierbar und hochgradig begeisternd (!) immer wieder weitere Details auf der gegenüberliegenden Seite des PN, die Doppelring Struktur trat hier wirklich blickweise für Bruchteile von Sekunden zu Tage, absolut geil! Ich versuchte das Gesehene in einer groben Skizze festzuhalten, so faszinierte mich die Detailvielfalt, die ich so von diesem Objekt noch nicht kannte (oder vergessen hab). Der Nebel ist mir etwas groß geraten für 8mm, gibt eher die Größe bei 6,7mm wieder und der Ausriss an leichtem Grau in Richtung 2 Uhr ist NICHT der gesehen Halo sondern mein Finger der zu sehr schmierte ;) Der Halo war eher kreisrund und näher am PN.


Aber nun raus aus der Milchstraße, es war schon arg spät und mein Gewissen plagte mich weil ich morgens zeitig zur Arbeit musste, aber Rainer insistierte auf eine weitere grenzwertige Quasarbeobachtung :D Uff! Der hatte es mal wirklich in sich, das Hauptproblem war hier, dass sich mir das Feld von der Karte an Rainers Laptop so gar nicht erschloss, selten hab ich so lang gebraucht um die wichtigen Sterne zu identifizieren, aber als das dann nach mehreren Wechseln von Okular zum Rechner und zurück doch gelang, war der Quasar mit dem eingängigen Namen QSO HS 2154+2228 dann wirklich indirekt blickweise auszumachen - Ein Monsterobjekt!! 9,5 Milliarden Jahre altes Licht! Heut bereits mehr als 13 Mrd Lichtjahre von uns entfernt... wir sind verrückt.

Mein Teleskop war zwischenzeitlich schon verstaut, da kam Andreas noch mit dem Sahnehäubchen um die Ecke, Jones 1 den flächenhelligkeitsschwachen PN in Pegasus, ebenfalls schon lang nicht mehr gesehen. Trotz seiner nur geisterhaften Erscheinung war er recht schnell auszumachen, vor allem beim Fieldsweeping war der runde, sehr sehr kontrastarme Fleck gut auszumachen. Das einzige was mir heute verwehrt blieb war Pease 1, der planetarische Nebel innerhalb des Kugelsternhaufens M15, da war die Aufsuchkarte bzw das DSS Foto zu grob um die Identifizierung eindeutig machen zu können.

Fast exakt zur selben Zeit wie am Sonntag verabschiedete ich mich von meinen dunklen Beobachtungsgenossen und fuhr heim... Oh Mann ich hätte mich mit Recht geohrfeigt wenn ich dieses schöne Zusammentreffen hätte sausen lassen, vor allem in der alten Gruppe gemeinsam zu beobachten hat mir sehr gut gefallen und mich etwas wehmütig werden lassen - das muss wieder intensiviert werden, danke Euch allen.

Link zum ATDS

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