Mittwoch, 17. September 2014

BB vom 16.09.2014

Ort: Hochtaunus
Uhrzeit: 20:30 bis 1:15 Uhr
Wetter: klar
GG: fst. 5m9 um UMi

Die ersten typischen Herbstphänomene: Morgendlicher Nebel, lange Schatten, fallende Temperaturen, goldenes Licht - Endlich möchte ich sagen! Der Sommer war nach einhelliger Meinung für die Füße, meine letzte Nacht schon gut sechs Wochen zurückliegend und jene war eben auch nicht viel mehr als das gemütliche, gemeinsame Warten auf ein paar Minuten Lücken zwischen den ziehenden Wolken!

Umso kribbeliger wird man wenn der Wetterdienst plötzlich nachts dieses ungewohnte dunkelblaue Symbol anzeigt. Die Platzwahl fiel ungewöhnlich aus, habe nochmals nachgeschaut: Fast auf den Tag genau fünf (!) Jahre war ich nicht mehr hier :O Warum? Gute Frage, er ist gut zu erreichen und für seine Lage bot und bietet er doch ordentlichen Himmel. Vor allem aber wählte Jan den Platz weil wir unseren Neuentflammten - Ralf - ein bisschen einwinken wollten und er nicht allzuweit entfernt wohnt. Als ich die letzten Meter zum Platz schaukelte sah ich Jan schon in seiner gewohnten Umgebung - umringt von einer Gruppe sportiver Damen :D Jaaa Öffentlichkeitsarbeit ist immer wichtig, zumal der Platz auch etwas sensibel ist und wir dort mit Sondergenehmigung ein Privatgrundstück belagern ;)


Nachdem ich dann Ralf auch endlich vis a vis begrüßen durfte ging es an das Ausladen des Bestecks... ja, was hatte ich denn mitgebracht? Ralf konnte sich vor Kurzem schon 50% seines avisierten Teleskops sichern: Ein 12" GSO Spiegelset nebst OAZ - damit kann man nun noch nicht so Recht beobachten, aber ich kenne da jemanden, dem auch (leider noch) 50% Teleskop fehlen also was lag näher als Hypatia mitzubringen und eine vorrübergehende Transplantation an der offenen Spiegelzelle vorzunehmen. Der frisch gereinigte Spiegel (wirklich in Werkszustand!) war mit wenigen Handgriffen eingebaut und nachdem wir meinen Krempel über diverse Hindernisse auf dem Feld hatten (leider gibt es hier keinen direkten Zugang mit dem Auto) konnte Ralf dem ersten Aufbau beiwohnen. Ich bin gespannt für welches Teleskop er sich am Ende entscheidet, den Martini Classic kennt er ja nun ;) Erschreckt hat mich eher, dass mir manche Handgriffe nach 10 Monaten nicht mehr so locker flockig von der Hand gingen, aber am Ende stand er dann doch und das Firstlight konnte beginnen. Zu Aussagen über den Spiegel lasse ich mich nicht mehr hinreissen, aber er hat keinerlei Mängel die beim ersten Blick zu Tage treten und rechnet man mit ein, dass ich die Socke trotz starker Südaufhellung weg gelassen habe war auch der Kontrast durchaus ansprechend! In jedem Fall war Ralf selber hin und weg vom Gesehenen und das ist einstweilen ja das Wichtigste.
Noch bevor es wirklich dunkel war verkündete ein sanftes Palümm aus Jans Hosentasche einen Iridiumflare zwischen UMa und UMi, die EOS hat ihn dann tatsächlich auch erwischt.
Der Himmel... herrlich, endlich mal wieder wolkenloses Sternenmeer, die Sommermilchtraße natürlich noch hochpräsent und im Osten erheben sich schon die Herbststernbilder in aller Pracht. Etwas später dann auch die Plejaden und darunter die Hyaden, die für mich immer eine besonders schöne Zeit des Jahres einläuten. Die Objektauswahl war firstlightbedingt Sache Ralfs und natürlich stießen wir ihn im Laufe der Nacht auf diverse Highlights. Vor allem aber hat er sie zu einem Großteil SELBER aufgesucht - und das nicht mal schlecht! Respekt überhaupt für seine klasse Vorbereitung, weder Telrad noch Schwenken bereiteten ihm irgendwelche Schwierigkeiten, hier hätte man auch locker jemanden vor sich haben können, der nur mal zwei Jahre abstinent war und nicht einen Einsteiger. Die munter mitschwingende Begeisterung steckte mich natürlich auch an, ich hoffe wir haben dir über die Nacht nicht zu sehr das Ohr verstopft aber wie Jan so treffend sagte:"Alles was jetzt erzählt wird muss nicht mehr getippt werden" ;)


Natürlich war der Himmel noch ein gutes Stück von dem entfernt was wir wirklich gut nennen, der Süden hoch versifft und aufgehellt, aber Norden, Westen und Zenit waren schon sehr ansprechend. Ralf beschäftigte sich eingehend mit dem Auffinden von M13 und M31, die er auch beide fand, ebenso den Ringnebel und das sogar in atemberaubender Geschwindigkeit. Selbstverständlich waren dann auch die Okulare ein Thema und es wurde munter die Vergrößerung gewechselt, auch über 200-fach war das "Nachschubsen" kein Problem, als hätte er nie was anderes gemacht.

Ich zog mich dann und wann mal an Jans 10er und klaubte mir ein paar Nebelchen in Form von Cirrus und Co vom Himmel, eine Stippvisite bei 7331 konnte so gar nicht überzeugen, in die Richtung war die Transparenz eben am schlechtesten. Jones 1 blieb mir wohl auch deshalb heute Abend verwehrt.

Um aber noch etwas ferneres Licht auf die Netzhaut zu bekommen (ein paar offene Sternhaufen und der Hantelnebel waren bereits von Ralf mit viel Freude beobachtet worden) kamen in Form von NGC 404, M 33 und NGC 891 noch ein paar Highlights des Galaxienhimmels dazu. Ich muss gestehen fast ebenso positiv hippelig durch "unseren" 12er geschaut zu haben, habe ich nun doch schon recht lange entbehrt. In jedem Fall ist Ralf auf dem besten Wege mit dem Hobby im allgemeinen und dem Spiegel im Speziellen glücklich zu werden - das Händchen für die Technik hat er allemal und die flammende Begeisterung war spürbar.

Nach halb eins schob sich langsam eine tiefrote Mondsichel über den Horizont, noch viel zu schwach um zu stören und sie verschwand auch kurzzeitig wieder in fernen Wolken, gegen eins hatte sich der Trabant dann aber endgültig aus dem Nebel gekämpft und ließ so unsere Nacht ausklingen. Der Rückbau des Spiegels ging auch ohne Probleme von statten, so dass wir uns viertel nach Eins in unsere Richtungen verstreuen konnten. Fazit: Eine entspannende Nacht mit der Voführung vieler Aspekte unseres Hobbys und vor allem einer Menge positiven Feedbacks und Begeisterung :)