Dienstag, 27. August 2013

Erfahrungsbericht: Bresser N114/900 Galaxia Newton

Hersteller: Bresser
Öffnung: 114 mm
Brennweite: 900 mm
Bauart: Newton
Okularauszug: 1,25"
Neupreis: ca. 279 €
Noch in Besitz: JA

Durch einen erstaunlichen Zufall war ich gerade auf der Suche nach einem Einsteiger-Paket-Teleskop, vor allem um es den in letzter Zeit doch zahlreichen Einsteigern, die mitkamen um einen Eindruck von Teleskopen zu bekommen zu zeigen was sie erwartet sollten sie sich für ein solches Teleskop entscheiden, als dieser Bresser Galaxia buchstäblich vor meiner Nase gegen Versandkostenerstattung abgegeben wurde! Bei diesem "Preis" konnte ich schlecht nein sagen, auch wenn sich bereits ein 114/900 in meinem Besitz befindet, der allerdings dauerhaft in einen Dobson umgebaut wurde und sich von daher nur eingeschränkt dazu eignet, Einsteiger die Leistung und die Schwächen von den berühmten "Paketteleskopen" zu demonstrieren. Dazu darf er auch so gerne mal auf dem heimischen Balkon zum Einsatz kommen...



Montiert ist der Newton auf einer parallaktischen EQ-Sky Montierung, die fast zu 100% mit der 2006er Version der Astro3  identisch ist, die eine zeitlang zusammen mit dem "Lidl" 70/700 Refraktor für 70€ verkauft wurde. Die Montierung ist mit dem langen Hebel schon merklich überfordert und wird wohl bei höheren Vergrößerungen unangenehm zittern. Das Stahlrohrstativ ist dabei leider einer der Schwachstellen, obwohl sie auf den ersten Blick stabiler als das alte Alustativ aussieht. Die drei Spinnenarme sind leidlich dick, das Innenrohr wie bei fast jedem Teleskop nicht dunkel und reflexarm genug. Die Justageschrauben der Hauptspiegelzelle sind viel zu schwach und trotz Konterschrauben war die erste Justage eine wackelige Angelegenheit. Eine Hauptspiegelmittenmarkierung gibt es leider nicht, so dass hier erst einmal nach Augenmaß justiert wurde. Auch die Rohrschellen machen nicht den besten Eindruck, eine Kontermutter ist hier in jedem Fall noch nötig. Was sehr nett ist: Die EQ-Sky Montierung lässt sich auf 90° stellen und damit in den Alt-AZ Modus versetzen. 

Der Skywatcher Heritage-130P durfte auch schon kurz Platz nehmen, lässt sich mangels Drehmöglichkeit aber nicht im äquatorialen Modus nutzen, wohl aber beim "Montierungsdobson". Der Okularauszug ist sehr einfach gehalten, wie bei allen Teleskopen dieser Größen/Preisklasse, das OAZ Rohr ragt merklich zu weit in den Tubus hinein! Über die weiteren optischen Eigenschaften werde ich nach den ersten Beobachtungen berichten, erwarte da aber keine negativen Überraschungen.

Vorläufiges Fazit: Das Gerät bietet genau das, was ich von den heutigen Einsteigerpaketen kenne und erwartet habe, ein hübsches Finish und viele Probleme, denen allerdings fast allesamt mit entsprechenden Tuningmaßnahmen beizukommen ist. Ob ich diese allerdings zeitnah durchführe weiss ich nicht, soll das Instrument doch auch genau diese Schwächen zeigen - wie ich mich kenne werde ich aber nicht ewig auf meinen Händen sitzen können und die Veränderungen doch vornehmen ;)

Zu diesem Teleskop habe ich mich aufgerafft ein kleines Videoreview anzufertigen - es ist derzeit noch halbfertig aber ich binde es einfach mal hier ein - Die erste Szene hat einen Datenfehler, man kann den Sinn des Hackfleisches aber wohl grob erfassen ;)





114er reviewPre-Alpha "114/900 - Auch heute noch DAS Einsteigerteleskop - Teil I" from Benny Hartmann on Vimeo.

Samstag, 17. August 2013

Beobachtung Nova Delphini 2013 & Zeitraffer

Ort: Taunusstein/Balkon
Uhrzeit: ~2 Uhr
8x30 Fernglas

Heute früh um 2 Uhr habe ich die Nova nochmal mit dem Fernglas aufgesucht und fotografiert. In Relation zum nebenstehenden 5m7 Stern ist die Helligkeit zum Vortag auffällig gestiegen. Freiäugig war sie um die Uhrzeit auch gut von meinem Balkon innerorts auszumachen.

Der Helligkeitsanstieg war in jedem Fall stark genug um mir wirklich merklich gegenüber des Vortages aufzufallen. Da ich ohnehin fokussieren musste, habe ich die Kamera an den Rechner angeschlossen und bis 4:15 weiterlaufen lassen... 






Zeitrafferaufnahme vom 17.08.2013 from Benny Hartmann on Vimeo.


(Video folgt in Kürze)

Donnerstag, 15. August 2013

BB vom 15.08.2013

Ort: Feld bei Taunusstein
Uhrzeit: ca. 23:15 Uhr

Die Nova im Delphin narrte mich erst, um 22 Uhr war ich bereits einige Kilometer rausgefahren und was war? Wolken! Und zwar flächendeckend, mit Ausnahme in Richtung Südenosten wo der Mond stand...

Wieder zu Hause berichtete Jan bereits von seiner Sichtung, mir blieb also gar nichts anderes übrig als nochmal rauszufahren, und tatsächlich - Wolken weg!


Dank der Karte von Universe-Today, war im 8x40 Fernglas schnell eine markante Sternenansammlung ausgemacht, die ungemein hilft. Alle Sterne dürften sich so zwischen 5 und 6m bewegen. Zunächst zwei senkrecht aufeinander folgende, dann eine Raute, darüber ein recht heller Stern mit schwachem Begleiter, rechts daneben dann die unübersehbare Nova. Ich kann keine Helligkeiten schätzen, bzw habe es noch nie versucht, aber die Nova war ganz klar heller als der letztgenannte Stern, der mit etwa 5m7 angegeben ist, aktuelle Schätzungen die ich eben noch nachgelesen habe und die auch Jan so abgegeben hat liegen bei 5m0 (!).


Ein Beweisfoto wollte ich da natürlich auch nicht schuldig bleiben also noch einmal fix mit 18mm in die Richtung gehalten... Jupp ist drauf ;) Noch ein pittoreskes Abschiedsfoto gen Westen und da freiäugig ob des Mondes noch nichts zu holen war, ging es dann auch zügig wieder in Richtung Heimat.

Aktuelle Helligkeitsentwicklungen der AAVSO.





6m4 helle Nova im Sternbild Delphin entdeckt! Nova Delphini 2013

Ich habe die Nachricht heute Morgen im Astrotreff gelesen, eine Nova mit unglaublichen 6m4 ist im Sternbild Delphin, oberhalb der markanten Sternenkonstellation entdeckt worden, mit 6m4 ist sie ein einfaches Objekt selbst im Fernglas wenn man genau weiss wo zu suchen ist.

Die Meldung gibt es hier, und hier gibt es Koorddinaten und das Entdeckungsfoto (verdammt hell), sollte sie noch heller werden, könnte man sie (**#? Mond!) fast mit bloßem Auge sehen.

Im Astrotreffthread gib es auch Aufsuchkarten und Übersichtsfotos.


Dazu hier noch hier noch Aufsuch- und Identifikationskarte auf Universe-Today.

Also heute Abend bei entsprechenden Lücken, den Mond ignorieren und ran, sowas gibts nicht häufig in dieser Helligkeit.

Noch eine kleine Erläuterung für diejenigen die den Begriff nicht einordnen können: Eine Nova ist ein explosiver Ausbruch in einem engen Doppelsternsystem, bei dem ein Stern dem Begleiter Materie abzieht, bis an der Oberfläche des "saugenden" Sterns explosionsartig die Wasserstofffusion einsetzt. Nicht zu verwechseln mit einer Supernova (derer es ja derzeit auch zwei zu beobachten gibt), bei der in einer gigantischen Explosion der massereiche Stern vernichtet wird und einen Pulsar oder gar ein schwarzes Loch hinterlässt.



Aktuelle Helligkeitsentwicklungen der AAVSO.

Montag, 12. August 2013

BB vom 11.08.2013

Ort: Feld bei Taunusstein
Uhrzeit: 23:00 bis 0:30 Uhr
Wetter: Klar, leichten Cirren

Eigentlich war ich mehr als nur müde nach dem HUTT, aber irgendwie wollte ich die Nacht nicht gänzlich vorüberziehen lassen, sind wir doch nach wie vor ganz nah am Perseidenmaximum.

Das Auto war ohnehin noch komplett gepackt, also schnell hoch auf den Acker und mit dem Fernglas in den Stuhl gepflanzt. Ich hatte eine entspannte halbe Stunde mit dem 8x40, aber die Müdigkeit drohte mich doch zu übermannen. Also noch einmal fix die Kamera nach Nordost ausgerichtet und per Auslöser auf Dauerfeuer. Während die EOS ihren monotonen Dienst verrichtete und ich mich im Klappstuhl zurücklehnte war ich auch schon weg! Das ist mir ehrlich gesagt bisher auch noch nicht passiert und eine gute 3/4h schlummerte ich friedlich unterm Sternenzelt. Ein Geräusch (Wildschwein?! Klang so!) weckte mich und ruckzuck war das Minimalequipment wieder im Auto und ich auf dem Weg in das schon lange wartende Bett.

Am Ende kam nicht wirklich etwas bei diesem kurzen Ausflug rum, und ich hätte sicher den Schlaf schon etwas früher haben können und sollen ;)


Sonntag, 11. August 2013

Bericht vom 6. HUTT in Perscheid 08.-11.08.2013


Datum: 09-11.08.2013
Ort: Perscheid im Hunsrück

Bericht vom Hunsrücker Teleskoptreffen 2013

Die ersten Zeilen dieses Berichts schreibe ich noch gemütlich vor meinem Zelt sitzend in der Nachmittagssonne, sonst sind die Erinnerung an den fantastischen Abend und die lange Nacht dahin bis ich wieder zu Hause bin. Gegen 16 Uhr traf ich im beschaulichen Perscheid ein, vor der großen Begrüßungsrunde war natürlich erst das Zelt und das Equipment aufzubauen, dank Wurfzelt kein großer Akt. Für die Hinfahrt brauchte ich um die anderthalb Stunden, aber wir fuhren auch die romantische Strecke am Rhein entlang und schraubten uns dann ab Bacharach in die Höhe in Richtung Perscheid.


Der Hauptaspekt eines Teleskoptreffens, insbesondere eines kleineren im familiären Rahmen ist natürlich das Kennenlernen von Sternfreunden und das Treffen von alten Bekannten, die ich stellenweise schon seit einigen Jahren nicht mehr gesehen hatte, allein für die vielen netten Kontakte und Gespräche hätte sich die Anreise schon gelohnt! Vielen Dank an dieser Stelle an alle, die dort waren und dazu beigetragen haben, das Treffen wirklich zu einem einmaligen Erlebnis zu machen.



Und hier noch zwei schöne Bilder von Claudia und Bernd, danke fürs Schicken!


Benny & Bernd - endlich ein persönliches Treffen






Während mein Sohnemann die Lust am Zelten schnell verging und doch lieber die Nacht beim zum Glück heraneilenden Opa zu verbringen war meine Kleine Feuer und Flamme, sicher auch weil sie sich schnell mit den Töchtern von Jörn und Markus angefreundet hat, ein tolles Erlebnis auch für sie... Nach einem mehr oder minder schmackhaften Abendessen (Dosenfraß) und vielen guten Gesprächen widmeten wir uns dann geschlossen dem langsam aufreissenden Sternhimmel. Zunächst galt es einige Geräte zu justieren (vor allem Armin und Andreas waren am Dauerkollimieren), dann ging an diesem Abend auch noch Jans ETX an seinen neuen Besitzer und wir verbrachten einige Zeit mit dem Aufstellen und Einstellen, ist auch bei mir schon etliche Jahre her, aber langsam kamen mir die Arbeitsschritte wieder und nach einiger Zeit schnurrte das ETX in bekannter Lautstärke sauber über den Himmel.




Einem Fast-Einsteiger führten Armin und ich in aller Ruhe die Vorzüge eines (in diesem Fall meines) 12“ Dobsons vor, die Begeisterung die da langsam heranreifte stieg im Prinzip parallel zur Grenzgröße an, der Himmel war in der ersten Nachthälfte sehr wechselnd bewölkt, stellenweise ging GAR nichts, dann war die Hälfte des Himmels wieder knackenklar. Bis dato hatte ich nur einige Standardobjekte angefahren, wir mussten eben das beobachten was gerade frei war ;)


Und wo wir gerade bei den beiden sind, hier ein schönes Foto, dass mir die Beiden noch für den Bericht zur Verfügung gestellt haben.



Eindrücklich war auch die Beobachtung von Neptun im 10“ Schiefspiegler! Kurioserweise war es vor etlichen Jahren genau DIESES Gerät in dem ich den Planten auf dem ATB das erste Mal gesehen habe :)

Während wir uns gerade unterhielten, passierte möglicherweise DAS Highlight schlechthin, aus dem Augenwinkel wurde es plötzlich gleissend hell – Gewitter? - schoss mir in einer Millisekunde durch Kopf, zum Glück ging mein Kopf auch direkt nach oben, in die richtige Richtung (Cas/Per) sah ich glücklicherweise schon und so sah ich den wohl beeindruckendsten Boliden, den ich jemals gesehen habe! Er wurde dann auch erst RICHTIG hell, giftgrün und tauchte den Platz, den Wald und mehr als den halben Himmel in ein gespenstisches Licht, so schnell wie er kam verglühte er auch, ein Zerbröckeln konnten wir nicht ausmachen, trotz seiner gleissenden Helligkeit, die ich gar nicht in Magnituden ausdrücken kann (eher Vollmond denn irgendein helles Gestirn!), war seine Spur nicht lange, nur langsam. Ein vielstimmiger Aufschrei begleitete dieses beeindruckende Schauspiel. Ein weiterer Glücksfall war die Tatsache, dass ich bereits seit über einer Stunde meine EOS mit Ulis Fischeyeobjektiv auf Dauerfeuer 30 Sekunden Aufnahmen machte, so war der Bolide dann auch wirklich perfekt eingefangen!

NACHTRAG: Dank Micha (Winnie) konnte der Bolide jetzt als Kappa-Cygnide eingeordnet werden, vor allem Radiant und die niedrige Geschwindigkeit wären typisch, wobei die Helligkeit schon ein starker Ausreisser nach oben ist.


Und noch ein ca. 90% Ausschnitt des Boliden

Je weiter die Nacht voranschritt, desto weniger wurde die Bewölkung und nach ein Uhr war der Himmel dann komplett frei und ordentlich dunkel, Nils maß einen Mittelwert von 21,33 mag/arcsec² und wir lagen ein gutes Stück jenseits der 6m3! So waren denn auch etliche Objekte genial zu sehen. Mit Nils besuchte ich nochmals das Galaxienpäärchen in der Leier. Doch damit nicht genug, zum ersten Mal habe ich mich getraut durch einen 18“er zu schauen, das habe ich bisher wohlweislich vermieden – zu Recht! Dieser Anblick macht einen erst sehr aufgeregt und dann seeeehr nachdenklich :D Auch an dieser stelle ein herzliches Dankeschön an Uta und Wolfgang, denen ich an diesem Abend noch viele unglaublich Anblicke bekannter Objekte mit diesem beneidenswertene Teleskop verdanke! So wünschte ich mir Stephans Quintett, dass einen mit 18“ recht einfach anspringen, aber schon NGC 7331 mit ihren etlichen Begleitern war ein wahrer Genuß. Später wurde auch noch die aktuelle Supernova und M74 beobachtete (die ich auch im 12er noch gut sehen konnte) und ein echter foto-like M33 mit allen Spiralarmen und auffälligen Knoten war noch eines der Highlights. Auch die Lyragalaxien sahen wir in diesem Gerät.

Strichspuren des Rohmaterials für das Zeitraffervideo



Einen Zwischenstopp legte ich auch noch bei Christian und seiner neuen „Liegestuhl-Bino-Montierung“ ein. Die lässt sich wirklich leicht verstelllen, bleibt eigentlich nur noch ein Drehteller unter dem Stuhl zu montieren und mann kann völlig entspannt ohne aufzustehen über den Himmel sausen.

Etwas später konnte ich bei Toni im 16“er sogar noch eine zweite Supernova beobachten SN2013dy in NGC 7250 – zwei Supernovae in einer Nacht ist auch eher ungewöhnlich, einfach klasse :D Irgendwann nach einer Nacht die zwar wirklich lang war aber andererseits auch wie im Flug verging kroch ich dann doch ziemlich müde gegen 4 Uhr ins Zelt. Es hatte zwar etwas gedauert aber in der zweiten Nachthälfte konnte man die Bedingungen durchaus als genial bezeichnen, dazu ging fast durchgehend ein leichter Wind, der später zwar etwas frösteln lies, aber auch jeden Tau verhinderte.

 

6. HUTT Perscheid/Hunsrück 09.-11.08.2013 from Benny Hartmann on Vimeo.

Der nächste Morgen kam zwar um 7:30 Uhr unbarmherzig früh, dafür aber warm und sonnig. Die friedliche Stimmung über dem zum allergrößten Teil noch schlummernden Platz nutze ich um ein paar Video-Eindrücke zu sammeln.

Obwoh ich eigentlich nur einen „One-night-stand“ geplant hatte, hat es dann doch noch geklappt eine zweite Nacht dranzuhängen! Meine Frau und mein Sohn wurden also „kurzerhand“ (es waren schon ein paar stressige Stunden bis ich wieder in Perscheid war) abgeholt, nebst größerem Zelt. Zwar war Sohnemann wie immer arg unentschlosen ob er jetzt Spaß haben sollte oder lieber dauermaulen angesagt war, spätestens als die Mädels ihn zum Küchendienst und Kaffekochen eingespannt haben fand er es dann aber doch ganz nett ;)

Das abendliche Grillen war wieder eine schöne gesellige Runde und auch die nichtübernachtenden Besucher vom Vortag (Armin, Markus und Björn mit Familie und Anhang) waren wieder zu uns gestossen. Das Wetter war ein paar Grad kühler als am Vortag und auch der Wind hatte ganz schln aufgefrischt, trocken blieb es aber dennoch und der klaren Himmel zeigte sich heute schon bedeutend früher und lies erste Beobachtungen zu. Zwar zogen im Laufe der Nacht auch immer wieder größere Wolken durch, aber lange mussten wir eigentlich nie warten bis es weitergehen konnte. Ehrlich gesagt war ich aber auch noch ziemlich platt von der vorherigen wirklich langen Nacht und so war das eigentliche Beobachten eher zweitrangig und der nächtliche Stuhlkreis mit lustigen und interessanten Gesprächen das Highlight der Nacht. Die Kälte war sicher auch müdigkeitsbedingt etwas nagend und umgekehrt die Müdigkeit der Kühle geschuldet aber um viertel vor zwo zog es mich dann doch unumkehrbar in meinen Schlafsack, aber nicht ohne vorher noch mit meiner Frau einen kleinen Himmelsspaziergang mit dem 12er gemacht zu haben, ein mehr als seltenes Vergnügen bei zwei kleinen Kindern!








Der typische TT-Morgen: Verstopfte Nase, leicht gemarterte Knochen und natürlich viel zu kurze Nacht :D Egal, wir haben noch eine nette Fahrt nach Rheinböllen zum Brötchenmann gemacht und dabei die wirklich tolle Landschaft im morgendlichen Licht genossen. Nach dem gemütlichen Frühstück im Vereinsheim (ich fands doch noch bissl zu frisch fürs Outdoor-Futtern), machten wir uns dann auch schon an den Abbau und nach einer größeren Verabschiedungsrunde über den Platz ging es nach Hause, nicht ohne noch eine Fährfahrt über den Rhein und ein Besuch der Germania mit der Gondelbahn bei Rüdesheim mitzunehmen ;)

Puuuh Zeit für ein Fazit – Das HUTT in Perscheid war nicht nur das Highlight des Jahres was Treffen angeht, es wird mit auch lange als eines der schönsten Treffen überhaupt in Erinnerung bleiben, nicht nur wegen einiger fantastischer astronomischen Ereignisse wie dem Megaboliden, den beiden Supernovae und den unglaublichen Details im 18“er, das war unerwartetes und tolle Beiwerk, aber die eigentlich Freude haben wie immer die Leute vor Ort bereitet. Alte Gesichter die ich mitunter viel zu lange nicht mehr gesehen und gesprochen habe (exemplarisch nenne ich hier mal Franz, Armin, Jörn, Andreas, Uli und natürlich die „Hunsrücker“ selber) sondern auch die vielen neuen Bekanntschaften die oft endlich ein Gesicht hinter dem Avatar im Internet aber IMMER sehr liebe Menschen offenbarten, wie Markus, meine neuen „Lieblingskisten“ (mit süchtigmachender „Medizin“ ;) ), Toni, Marie, Stefanie,  Uta und Wolfgang sowie die mitgereisten Familen und allen deren Namen mein löchriges Gedächtnis auf Schlafentzug gerade LEIDER nicht hergibt, die mir aber sicher im Laufe der nächsten Tage wieder einfallen :D

Die Organisation war toll wie unauffällig und das Treffen ein voller Erfolg. Sogar meine wenig astronomisch ambitionierte Frau hat auf der Rückfahrt gesagt:“Nächstes Jahr nehm ich mir dann aber schon ab Freitag Urlaub.“ - DAS will was heissen, glaubt mir ;) Der Platz ist Bäume hin, Bäume her durchaus als ideal zu bezeichnen und die Infrastruktur lässt eigentlich keine Wünsche offen, die Lage auf einer Kuppe und fernab der echten Lichtglocken tut sein Übriges...





Danke für die unvergesslichen Tage.


>>Bennys Bericht vom 6.HUTT 2013 - auf ATDS<<
>>Bericht im Astrotreff<<

Donnerstag, 8. August 2013

6. Hunsrücker Teleskoptreffen

Ein bisschen Vorfreude will ich hiermit verbreiten ;)

In 24h sitze ich hoffentlich neben meine Zelt und Teleskopen im bis dahin hoffentlich wolkenlosen und sackdunklen Hunsrück!


Lang ist es her, seit ich das letzte Mal im Hunsrück war und der Himmel ist mir immer noch in Erinnerung :)


Montag, 5. August 2013

BB vom 04.08.2013

Ort: Laufenselden
Zeit: 22:15 bis 3:20 Uhr
Wetter: Klar, wechselnde meist horizontnahe Zirren
Grenzgröße: SQM(L) 21,06m/arcsec² ~ 6m1

Und wieder mal - Zittern und Unsicherheit - die Wetterdienste schwenkten erst recht spät am Tage um und hatten am Ende sogar Recht behalten: Die Schönwetterperiode geht weiter und eine erneut klare Nacht steht uns bevor.

Benny war schnell motiviert mit rauszufahren, Ingo war sogar schon vor Ort und Rainer stiess ebenfalls noch zeitig hinzu. Ich war mit relativ leichtem Gepäck in Form des Heritags und der Barndoor unterwegs. Die Zeit vor Mitternacht verbrachte ich mit einigen Schnappschüssen und zwischendurch auch erste Beobachtungen von einigen Standardobjekten. Natürlich war auch Pal9 noch einmal dabei, dem wir mit Ingos 8"er bei 200x auch einige Einzelsterne entlocken konnten!

Fotografisch hielt ich vor allem wieder in Richtung Schwan, dabei enstand bei 50mm Brennweite f/4 ISO 1600 in 127 Sekunden dieses Foto auf dem eine Vielzahl von Objekten sichtbar wurde.

In 100% (was leider nicht sehr sehenswert ist) sieht man neben einer Unzahl an Gasnebeln (die später in weiten Teilen auch visuell noch fällig waren!) und Sternhaufen sogar einen als solchen erkennbaren Hantelnebel.


Mit 135mm f/2,8 wurde dann nochmal 120s auf die Region um Deneb gehalten, das Foto ist ein Ausschnitt aus dem Original.


Ebenfalls mit dieser Brennweite versuchte ich noch die IC Gasnebel um Sadr auf den Chip zu bekommen, in Ansätzen ist das sogar bei nur 30s Belichtungszeit gelungen!


Nach diesen fotografischen Ausflügen wollte ich mich den Rest der erstaunlich guten Nacht rein visuell widmen. Rainer war bereits auf der Suche nach schwachen Galaxien, Benny und Ingo surften mit 8" und 12" durch die Sommermilchstraße.

Kurz bevor Benny ankam hatten wir noch etwas ungewöhnlichen aber durchaus freundlichen Besuch vom Revierförster der sich wegen anhaltender Feldschädigungen durch große Rotten Schwarzwild mal zeigen wollte um die Viecher eventuell zu vertreiben. Zwar versprachen wir, den Platz im näheren Umkreis erstmal "wildsaufrei" zu halten, war das schon ein bissl mulmig, zumal wir etwa eine dreiviertel Stunde später ein ziemlich lautes, verdammt nahes heftiges Quiekgrunzen zu hören war! Dazu Dauergeraschel und sogar galoppieren über den benachbarten Sportplatz. Naja gefressen worden sind wir trotzdem nicht :D

In der aktuellen Interstellarum stellt die Rubrik "100 Quadradgrad" die Gasnebel der zweiten Reihe im Sternbild Schwan vor, glücklicherweise hatte ich die Zeitschrift mit Aufsuchkarte und vor allem einer Fotoübersicht noch im Auto liegen, schauen wir doch mal ob der kleine Dobson mir da weiterhelfen kann. Die bekannten Vertreter Nordamerika, Pelikan und Cirrus waren natürlich mit [OIII] kein Problem. Alsdann versuche ich mich zunächst an NGC 6888, dem Crescentnebel. Und tatsächlich bei kleiner Vergrößerung von 26-fach war er super auszumachen. Der hellste Teil springt sofort ins Auge aber Geduld wird hier eindeutig belohnt, und nach einiger Zeit bekommt die zarte Sichel weite Ausläufer und schliesst sich fast wieder zu einem ovalen Nebel mit entsprechend prägnanter Kante. Dank Ingo konnte ich das ganze Schauspiel auch mit 8" und dementsprechend mehr Details erleben, aber mit Filter ist es durchaus ein Objekt für kleinere Öffnungen.

Als nächstes ging es dann an den durchaus etwas anspruchsvolleren Butterfly Nebula - IC1318. Dank der fotografischen Übersicht des Bereichs um Sadr kann man ihn tatsächlich recht schnell festnageln, Fieldsweeping machte mir hier schnell klar, daß ich richtig liege! Sehr schön sind die beiden hellsten Kanten der Nebelteile IC1318B und IC1318C zu sehen, die vom markanten Dunkelnebel LDN889 getrennt sind, AP und Filter sind in klaren Nächten wohl eine Garantie auf Sichtung. Es gibt noch einen dritten Nebelteil, namentlich IC1318A, der ein gutes Stück entfernt liegt, auch dieser war im 5"er beim Schwenken schnell entdeckt, ein mehr als lohnendes Gebiet, das ich unbedingt auch auf meine Zeichenliste setzen muss!


Zwischendurch wechselte die Zirrenbewölkung zwischen praktisch nicht existent und doch durchaus in bestimmten Arealen störend. Ein Grund warum ich mich danach mit dem Gebiet um Cassiopeia näher beschäftigte und dabei neben den üblichen Verdächtigen wie M 103, NGC 457 und dem alten OH NGC 7789 (Herschels Spiralhaufen), der sich übrigens im Heritage toll aus dem Hintergrund schälte, auch seit langem mal wieder der Pacman Nebel NGC 281 beobachtet wurde. Ein paar Czernik Haufen aus dem Triatlas rundeten den Abstecher ab.

Jetzt wurde es aber Zeit mit Rainer auf die Reise zu gehen, und das heisst bei ihm immer: Wechselwäsche einpacken denn es geht WEIT weg! Die Galaxie mit dem klangvollen Namen MCG 13-12-22 war ihm zum Opfer gefallen und nach seiner Anleitung machte ich mich mit seiner Aufsuchkarte vertraut. Tatsächlich war seine Einteilung der Sterne optimal um eine Sichtung möglich zu machen. Eine schlichte Skizze aus dem Gedächtnis:


Das Objekt war wirklich sehr knackig, die Stelle ware auf der Karte optimal gelegen, so dass die "Zeigersterne" eigentlich kein großes Suchen notwendig machen - wohl aber erhebliches Augeverbiegen! Zwar blitzte er recht schnell auf, war aber auch genauso schnell wieder weg und dabei blieb es, indirekt war ein dauerhaftes Halten nicht möglich, allerdings brachte eine nochmals höhere Vergrößerung eine Verbesserung in der Form, dass sie noch etwas öfter aufblitzte. Nun aber der beeindruckende Part dieses schwachen, flächigen Fleckchens an der Wahrnehmungsgrenze - Es handelt sich hierbei um eine Galaxie die unglaublich 760 Mio Lichtjahre entfernt ist! 300x weiter als die Andromedagalaxie, 15x weiter als der Virgocluster und immerhin noch fast doppelt so weit wie der Comacluster (damit sind nicht die vielen bekannten Vordergrundgalaxien in Coma gemeint, sonder der schwache Abellcluster!). Ein definitiv eindrückliches Erlebnis, so unspektakulär es visuell auch sein mag.

Die Nacht schritt voran, Benny und Ingo mussten los um morgens wenigstens halbwegs als sie selbst durchzugehen. Rainer und ich blieben noch bis weit nach 3 Uhr, am Ende zog der Himmel sogar nochmal erstaunlich frei, keinerlei Zirren mehr ausser im äussersten Westen und Osten. Ich lies den Abend mit einigen einfachereren Objekten wie M31, M33 und NGC 7331 ausklingen. Rainer versuchte sich noch am Zentralstern von M57, ich konnte da allerdings leider nichts mehr ausmachen, anders als den von NGC 7662, der ja dafür bekannt ist seinen Stern recht einfach zu zeigen.

Als Fazit dieser sehr schönen Nacht bleibt die große Angst, dass sich diese durchgehend tolle Beobachtungsperiode seit dem Sommeranfang irgendwann im Herbst oder Winter ganz böse rächen muss :D Naa, hoffen wir das beste, bin jedenfalls froh diese tollen Bedingungen genutzt zu haben, in Gesellschaft lohnt ja ohnehin JEDES Rausfahren, aber heute war sogar richtig was zu beobachten.

Freitag, 2. August 2013

Erfahrungsbericht: Skywatcher Heritage 130P Flextube

Hersteller: Skywatcher
Öffnung: 130 mm
Brennweite: 650
Bauart: Newton
Okularauszug: 1,25" Drehfokussierer
Neupreis: ca. 189 €
Noch in Besitz: JA



 Natürlich hatte ich mich vorher schon ein bisschen über das Skywatcher Heritage-130P schlau gemacht und kannte dementsprechend zumindest in der Theorie die Grenzen des Instruments. Beim ersten Auspacken und begrabbeln gefiel mir (zum ersten Mal!) die Anleitung, ich hatte ewig keine von einem Neugerät mehr in der Hand, vieleicht ist sie ja heute durchweg so gehalten, aber die doch recht detailreiche Schilderungen wie Berechnungswege zum wahren Gesichtsfeld über das scheinbare, sowie einige Worte zu AP und sogar ein Kapitel zur Wahl des richtigen Beobachtungsplatzes - klasse, gabs früher nicht oder nur in einem Nebensatz. Die Kollimationsanleitung ist, naja wie immer etwas kompliziert und für den Justageneuling sicher erstmal mehr verwirrungstiftend denn hilfreich, aber seis drum, es wird immerhin korrekt und breit erklärt. Die beiden Beipackokulare haben 25 und 10mm Brennweite, so genannte "Super" hinter denen sich m.W. Reversed Kellner verstecken, von einem Plössl Okular meist bereits geschlagen sind es aber dennoch keine billigen Plastikokulare wie man sie ja doch manchmal noch findet...



Das Teleskop wiegt (habs eben nachgeblättert) unter 7kg, ich hätte es sogar nochmal 2kg leichter geschätzt als ich es das erste Mal in der Hand hatte, nichts woran man sich einen Bruch heben könnte. Das Packmaß ist genial klein und ich lehne mich sicher nicht zu weit aus dem Fenster zu sagen, dass der kleine in Sachen Schnelligkeit beim Aufbau vom Beifahrersitz aus wohl nur noch durch ein unmontiertes Fernglas zu schlagen ist!



Die Mechanik macht keinen schlechten Eindruck, eine Schraube sorgt für den nötigen Anpressdruck, eine weitere lässt die Prismenschiene auf die der Newton montiert ist in Beobachtungshöhe fahren. Zwei Schrauben am Tubus entlassen die beiden Stangen nebst Hut, alles sehr gut auch im Dunkeln zu machen wenn man es vorher mittags mal im Wohnzimmer "geübt" hat. Am Ende noch die Schutzkappe vom Hut nehmen und schon einsatzbereit - Halt, nicht ganz! Einen einfachen aber tauglichen Leuchtpunktsucher gibt es noch dazu, ich hatte ihn heute Mittag schon montiert, also entfield das Befestigen, das leider einen Schraubendreher benötigt, aber gut kann man ja durchaus dranlassen, macht das Gerät nicht wirklich größer und schon gar nicht schwerer.
Die Haptik gefällt mir ausgesprochen gut, natürlich muss man auf dem Boden sitzen, aber bei den derzeitigen Temperaturen ist das keine Qual und man (ich) kann jede Position von Horizont bis Zenit bequem im Sitzen erreichen ohne sich groß zu verrenken. Die Konstruktion ist angenehm stabil, schwingt kaum nach und bleibt dank der Friktionsbremse auch immer sauber stehen. Ich hab jetzt nicht nachgeschaut, aber ich denke da ist überall feines Teflon verbaut, die Bewegungen sind feinfühlig und genau möglich. Das Einstellen der bekannten Standardobjekte gelang mir extrem gut, das macht natürlich die niedrige Konstruktion, selbst beim 8"er muss man zum Drehen und Einstellen halt mal aufstehen, das entfällt hier und bekannte Objekte kann man wirklich drei Sekunden nach der ersten Berührung im Okular haben.
Die Sternabbildung fand ich im 25mm mehr als akzeptabel, die Justage war wie schon erwähnt nicht perfekt, denke aber das geht für niedrige Vergrößerungen definitiv klar. Zwar wird er als beugungsbegrenzter Parabolnewton angepriesen, aber einige Focaulttests von Stathis lassen auf viele Ausreisser nach unten (auch unter die Beugungsgrenze) schliessen da viele keine vollkommene Parabel erreicht haben, aber auch einige bessere Exemplare gibt es durchaus - was ich da jetzt vor mir habe, kann ich natürlich nicht so einfach mit den beiden Okularen ermitteln. Es ist sicher kein Gerät mit dem man freudvoll bei 200x Planeten beobachten kann, für meinen Verwendungszweck - niedrigste Vergrößerungen zwischen 20 und sagen wir mal 40-fach - sollte das nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Was viel eher eine Rolle spielen wird ist der Streulichtschutz. Zwar hat der Heritage eine rudimentäre Blende am Hut verbaut, die ist aber weder besonders matt noch besonders groß, hier werde ich sicher mal als erstes tätig werden. Die Okulare sind auch nicht ordentlich geschwärzt, beim ersten Eintauchen in die Milchstraße zeigten sich schon Spiegelungen heller Sterne im Okular.
Der Okularauszug ist ein sehr einfacher Drehfokussierer, der wohl den labberigsten Teil des Teleskops darstellt. Er ist jetzt kein Nogo bei den eingesetzten Vergrößerungen aber er ist nunmal auf 1,25" beschränkt - einen Tod muss man bei diesem Preis halt sterben. Ich denke auch es ist eher unwahrscheinlich da ohne Riesenaufwand etwas aufzurüsten, deshalb liegt hier bereits der Bleistift um in den nächsten Monaten wenn ich Zeit finde mindestens einen komplett neuen Hut zu konstruieren, dann mit 2" OAZ, anderer Spinne und auch entsprechendem Fangspiegel. Aber um es mal für diejenigen auf den Punkt zu bringen, die das Gerät mit etwas weniger Anspruch an die Richfieldmöglichkeiten einfach out-of-the-box nutzen möchten: Weder Hut noch OAZ sind wirklich Schund, den man nicht nutzen könnte!



Was leistet das Gerät denn nun? Ich habe mir eine ganze Reihe von Standard Objekten vorgenommen und möchte sie einfach mal kurz zusammengefasst beschreiben. Wer die Objekte aus anderen Geräten kennt, kann ja dann in etwa einschätzen  wo das Gerät leistungsmässig liegt.
NGC 6910 -  26x

Sehr schönes Sternfeld um Sadr, der kleine Sternhaufen sticht aus der Sternfülle hervor.

M 27 - 26x

Der Hantelnebel ist hell und kann in seiner Form bereits erfasst werden

65x

Die Hantelform ist überdeutlich, noch erhebliche Lichtreserven.
NGC 7000 - 26x
Ohne Filter trotz hoher AP und leidlich dunklem Himmel nicht ganz einfach, aber doch sicher zu sehen - wenn man weiss wo er liegt... kein 1,25" Filter zur Hand
NGC 6960 (Sturmvogel, Cirrus) - 26x
Ohne Filter schon recht gut auszumachen, leider kein Filter zur Hand, lässt sich bereits über einen riesigen Bereich des Gesichtsfeldes verfolgen
M 71 - 65x 

Es blitzen bereits reichlich Einzelsterne
h+x Persei - 26x

Optimales Objekt für die niedrige Vergrößerung, Sternketten im Inneren aber trotzdem schon gut sichtbar.

M31/32/110 - 26x

Trotz des niedrigen Standes ist die Galaxie ein Genuss, gesichtsfeldfüllend mit ihren beiden Begleitern, erstes Staubband einfach, zweites mit einigem Augenverbiegen zu erkennen

NGC 404 - 65x

Sichtbar aber nicht zu einfach, weil Mirach immer noch zu nah steht bei dieser Vergrößerung
 M13 - 26x

Stark gemottelter, heller Fleck, die unregelmäßige Form ist bereits klar auszumachen und abzugrenzen

65x

Bereits REICHLICH Einzelsterne zu sehen, zentrumsnah bleibt ein diffuser Bereich, hätte ich dem Gerät echt nicht zugetraut

M 57 - 26x

bereits bei dieser Vergrößerung gut von einem Stern zu unterscheiden

65x

Ringform ist auszumachen, hier muss aber natürlich höher vergrößert werden um wirklich mehr zu sehen - kein passendes Okular zur Hand.

M 51 - 26x

Beide Galaxienkerne bereits auszumachen und abzugrenzen

65x

Die ersten Ansätze der Spiralstruktur von NGC 5194 sind gut zu sehen, hier ist auch noch genug Licht um höher zu vergrößern.
Mir hat es auf jeden Fall einen Riesenspaß gemacht damit über den Himmel zu sausen und die Abbildungsleistung (unter Berücksichtigung der Okulare und des Justagezustands) hat mir sehr gut gefallen. Mein Fazit nach der ersten kurzen Nacht: Dieses Teleskop ist definitiv KEIN Spielzeug sondern wirklich eine schöner Ergänzung. Ob ich es jetzt jemandem als ERSTteleskop raten würde? Ich weiss es nicht... Ich habe bemerkt, daß doch erheblich mehr damit geht, als ich erst einmal angenommen habe (mein letztes Teleskop dieser Größe ist schon einige Jahre her), ein Allrounder ist es wegen seiner Optikqualitätsproblematik sicher nicht unbedingt, auch wenn man sicher schon etwas am Planeten sehen kann - zumal wenn man ordentlich justiert und ein gutes Exemplar erwischt. Die Mechanik und Haptik finde ich rundum gut gelungen, mit einem kleinen "Aber" in Sachen OAZ, aber lieber ein minimal wackliger Drehfokussierer als ein Plastikzahntrieb der ewig weit in den Tubus ragt... und damit es nicht falsch verstanden wird: Der OAZ verstellt sich nicht von alleine, lediglich während des Scharfstellens wackelt die Auflage etwas, NICHT aber das Teleskop, ein sehr feinfühliges Scharfstellen bei ruhigstehenden Sternen ist möglich, das macht schon extrem viel aus und unterscheidet den Heritage von allen anderen Teleskopen dieser Preisklasse, die ich kennengelernt habe, da wackelt nämlich das komplette Teleskop und macht das Scharfstellen zum Ratespiel ;)

Nachtrag: Am 23.August hatte ich die Möglichkeit den Heritage zusammen mit einem weiteren Heritage von Jan und dem Ronchi-Okular von Michael mal etwas näher zu prüfen. Das Okular zeigte keine gravierenden Optikmängel, parallele und gleichmässig dicke Linien, lediglich die Verzerrung am äussersten Rand lassen auf eine abgesunkene Kante schließen. Die beiden Exemplare waren bei diesem Test weitestgehend identisch, wir taten uns alle schwer einen wirklichen Unterschied festzustellen, auch das zweite Geräte zeigte eine abgesunkene Kante, die Abbildung ist bei den bisherigen Vergrößerungen (bis 65x) in jedem Fall praxisgerecht.
  

BB vom 01.08.2013

Ort: Hügelkuppe
Zeit: 21:30 Uhr bis ca. 2:50 Uhr
Wetter: Klar, keine Cirren, fast keinerlei Dunst, sehr trocken
fst 6m2(+)

Nach dem gestrigen Firstlight war der Himmel heute den ganzen Tag über schon stahlblau, Jan hochmotiviert und damit die Entscheidung heute eine längere Nacht unter dem Sternenhimmel zu verbringen schnell getroffen.

Meine beiden inzwischen nicht mehr so Kleinen wollten mal BEIDE mit, hat mich sehr gefreut, denn gerade der Sohnemann hat da bisher eher wenig Interesse und Geduld bewiesen ;) Auf der Hinfahrt konnten wir schon einen fantastischen Sonnenuntergang über den sanften Hügeln des Rheingau-Taunus-Gebirges erleben. 



Jan war bereits am Platz und so konnten wir gleich mit dem Aufbau beginnen. Was ich an diesem Platz beim letzten Mal schon so fasznierend fand hat sich heute bei WIRKLICHEN klaren Bedingungen stark bestätigt, die fast rundum vorhandene freie Sicht bis zum Horiziont finde ich einfach genial, und zu fortgeschrittener Stunde, auf der Isomatte liegend gibt es in so einer Umgebung wohl nichts auf der Welt, was dem Gefühl im All zu schweben näher kommt! Die wunderschöne Stille, die mir beim ersten nächtlichen Besuch hier so auffiel war erst nacht Mitternacht spürbar, als die Erntemaschinen daheim und die Kinder im Tiefschlaf waren... Etwas kürzer war zum Glück die Jagd auf die penetranten Blutsauger, die uns dort oben in Empfang genommen haben, Jan verteilte generös Antimückenspray, das anscheinend mit Pheromonen für eben DIESE Mückenart versetzt wurde, denn dann gings erst richtig los :D Irgendwann entschlossen sie sich, daß Jan wohl das schmackhafteste Opfer ist, bei fortschreitender Dämmerung zogen sie sich dann aber zum Glück zurück...



Wirklich etwas vorbereitet habe ich nicht, mir ging es heute ums Geniessen und der wechselnden Beobachtung mit 12" und 5". Dank Jan war die meiste Zeit ein 32er Plössl im OAZ, was bekanntlich das maximal mögliche Feld an einem 1,25" OAZ bietet. 

Den Start markierten ein paar Stimmungsfotos während wir langsam die Dämmerung verschwinden sahen, wir haben inzwischen doch wieder ECHTE Dunkelheit, der Unterschied ist wie immer bemerkenswert. Ich wiederholte zunächst noch ein paar Beobachtungen der letzten Nacht mit dem Heritage, der nochmals bessere Himmel und das 32mm Okular liessen mich auch wieder breit Grinsen. Mein Sohnemann war endlich etwas zur Ruhe gekommen und war echt begeistert mit dem Fergnlas auf der Matratze durch die Milchstrasse im Zenit zu surfen. Meine Tocher war am Anfang noch mit dem 12er unterwegs aber dann doch "zeitig" eingeschlafen...

Die ganzen Standards zu erwähnen würde sicher langweilen, ich kann nur meine ersten Überlegungen was den 130er angeht voll bestätigen: Das Teleskop hat eine tolle Leistung, M81 und 82 knapp in einem Feld, Cirrus und NGC 7000 ohne Filter, wobei ich heute auch mal den [OIII] einfach vor den OAZ gehalten habe (ist ja zum Glück alles offen), fantastisch! Dabei kam in mir übrigens der Wunsch nach einem Filterschieber auf - Man schaut sich die Knochenhand (Cirrus) an und sagt sich: joa da ist er schwach aber er ist da, dann fix den Filter reingeschoben und er ploppt detailreich hervor, noch spannender aber: Man zieht den Filter langsam wieder weg und - huch der detailierte Nebel bleibt fast stehen! Das Auge klammert sich eben an die mit Filter ausgemachten Strukturen und kann sie bei Wegziehen weiter halten wenn man den Blick zum Filterwechsel nicht vom Okular nehmen muss. Den Nordamerikanebel konnte ich bei meinen "EVAs" auf der Matratze übrigens auch schon beeindruckend (!) im 8x40 Fernglas betrachten, der Himmel war schon merklich über unseren Durchschnittsbedingungen, zumal es auch knochentrocken war, kein Tropfen Tau auf Geräten, Gras oder Okularen - auch nicht nach fünf Stunden. 

Schwan - 30s Einzelbild ISO 1600 18mm


Südliche Milchstraße - selbe Einstellungen


Was mir heute auch auffiel: an unserem Stammplatz sehen wir nur eine mal mehr mal weniger hohe und starke Aufhellung gen Südosten, hier sind die beiden Ballungszentren Wiesbaden und Frankfurt gut von einander zu unterscheiden, die Lichtglocken sind visuell etwa 7-10° hoch, exakt im Süden sind sie nicht mehr vorhanden, bei dieser trockenen Luft fand ich sie nicht störend.

Nachdem ich auch noch M33 und einige Objekte in der südlichen Milchstrasse mit dem Heritage schön beobachten konnte - hier war der Wildentenhaufen und das Surfen durch die südlichen Gasnebel einfach genial mit dem Kleinen - versuchte ich wenigstens ein neues Objekt, dass ich noch im Hinterkopf hatte und mit dem Triatlas identifizieren konnte, zu beobachten. Ein Kugelsternhaufen, über den ich mal bei meinen Planungen zu einer ausgedehnten GC-Tour durch Ophiochus, Schütze und angrenzende Sternbilder gestolpert bin: Palomar 9! Zugegeben, er ist einer der helleren dieses exotischen Kugelsternhaufenkatalogs, und er ist einer der beiden einzigen die bereits vor der Erstellung der POSS-Platten bekannt waren. Der Witz ist bei Pal9 nicht nur die hohe Helligkeit von 9m3 sondern auch, dass dieser kleine Kugelsternhaufen fast direkt an einem relativen hellen Stern im Schützen klebt - namentlich 35 Sagittarii der mit 6m sogar fast noch direkt angepeilt werden kann (etwas schwierig wegen des niedrigen Standes über dem Horizont) aber auch so in kürzester Zeit im Okular steht. Bei 68-fach war der kleine Klecks im 12"er bereits sofort auszumachem, ein genialer Anblick diese nahestehenden Objekte. Später sollte sogar der Heritage bei 65-fach Pal9 problemlos zeigen, er wurde natürlich gleich geadelt :D

Jan hatte derweil ein anderes sehr schönes Objekt aufgesucht, dass ich auch noch nicht kannte, der "Blue Oyster Nebula" NGC 1501, der über den recht prominenten Sternhaufen NGC 1502 recht einfach aufgefunden werden kann. Sehr schönes Objekt, muss ich bei Gelegenheit nochmal in Ruhe im 12er bei hoher Vergrößerung rangehen, bei diesem ersten Blick war er bereits als erstaunlich heller ovaler Nebelfleck auszumachen, Details kamen bei mir in der kurzen Zeit erstmal keine an.

Unter anderem ging ich zu später Stunde nochmal auf die Jagd nach einigen Objekte die ich zwar schon kannte aber seit etlichen Jahren nicht mehr im Okular hatte, darunter M76, der kleine Hantelnebel, der zwar das schwächste Objekt des Messierkatalogs ist, aber durchaus sehr hohe Vergrößerungen zulässt, so zeigte der PN bei etwa 190-fach sehr schön seine erdnussartige Form und erste Unregelmäßigkeiten in den Aussenbereichen, die meiner Erinnerung nach die ersten Ansätze der äusseren Schale sind. 

Auch der Fetus-Nebula 7008 war endlich mal wieder dran. Ein neuer Kugelsternhaufen der mich schon öfter genarrt hat und wirklich nicht gerade eine Leuchte ist fiel mir heute auch noch zum Opfer: NGC 7006, egal bei welcher Vergrößerung so wirklich auflösen wollte sich dieser Haufen nicht, mit 10m6 ist er aber sogar noch schwächer als der Palomarhaufen.



Inzwischen krochen bereits die Plejaden über den Waldrand, Ehrensache sie mindestens im Fernglas und im 5"er schon mal anzupeilen, das erste Mal in dieser Saison :) Die Zeit flog an diesem schönen Abend wirklich nur so dahin, ich hatte glaube insgesamt nur ein einziges Mal auf die Uhr geschaut und plötzlich war es schon halb drei und eine neue Aufhellung im Osten, entpuppte sich als spitze Mondsichel, die sich mit erhabener Geschwindigkeit den Weg durch den Wald bahnte, bis wir mit dem Abbau fertig waren, war sie samt sehr schönem aschfahlen Erdschein vollständig am Himmel, die Plejaden bereits in beachtlicher Höhe über dem Horizont.

Es blieb dabei - eine wunderschöne, ruhige Nacht, die von der Qualität her dieses Jahr noch nicht erreicht wurde, obwohl ich meine Müdigkeit wirklich nicht mehr verbergen konnte und am Ende sogar noch eine bescheuerte Rändelmutter verloren habe, war es schade die Nacht nicht noch verlängern zu können. Jetzt muss ich nur mal dringend unter der Couch nachschauen, ob sich da nicht noch eine Stunde Schlaf versteckt, für den Fall, dass das Wetter mal wieder genauso weitergeht ;)

an hat auch einige sehr sehr schön Fotos gemacht, eins hänge ich nochmal hier an, die anderen soll er mal in Ruhe sichten und bearbeiten.



>>Von Mücken, großen und kleinen Spiegeln und einem Palomar Cluster<<