Montag, 5. August 2013

BB vom 04.08.2013

Ort: Laufenselden
Zeit: 22:15 bis 3:20 Uhr
Wetter: Klar, wechselnde meist horizontnahe Zirren
Grenzgröße: SQM(L) 21,06m/arcsec² ~ 6m1

Und wieder mal - Zittern und Unsicherheit - die Wetterdienste schwenkten erst recht spät am Tage um und hatten am Ende sogar Recht behalten: Die Schönwetterperiode geht weiter und eine erneut klare Nacht steht uns bevor.

Benny war schnell motiviert mit rauszufahren, Ingo war sogar schon vor Ort und Rainer stiess ebenfalls noch zeitig hinzu. Ich war mit relativ leichtem Gepäck in Form des Heritags und der Barndoor unterwegs. Die Zeit vor Mitternacht verbrachte ich mit einigen Schnappschüssen und zwischendurch auch erste Beobachtungen von einigen Standardobjekten. Natürlich war auch Pal9 noch einmal dabei, dem wir mit Ingos 8"er bei 200x auch einige Einzelsterne entlocken konnten!

Fotografisch hielt ich vor allem wieder in Richtung Schwan, dabei enstand bei 50mm Brennweite f/4 ISO 1600 in 127 Sekunden dieses Foto auf dem eine Vielzahl von Objekten sichtbar wurde.

In 100% (was leider nicht sehr sehenswert ist) sieht man neben einer Unzahl an Gasnebeln (die später in weiten Teilen auch visuell noch fällig waren!) und Sternhaufen sogar einen als solchen erkennbaren Hantelnebel.


Mit 135mm f/2,8 wurde dann nochmal 120s auf die Region um Deneb gehalten, das Foto ist ein Ausschnitt aus dem Original.


Ebenfalls mit dieser Brennweite versuchte ich noch die IC Gasnebel um Sadr auf den Chip zu bekommen, in Ansätzen ist das sogar bei nur 30s Belichtungszeit gelungen!


Nach diesen fotografischen Ausflügen wollte ich mich den Rest der erstaunlich guten Nacht rein visuell widmen. Rainer war bereits auf der Suche nach schwachen Galaxien, Benny und Ingo surften mit 8" und 12" durch die Sommermilchstraße.

Kurz bevor Benny ankam hatten wir noch etwas ungewöhnlichen aber durchaus freundlichen Besuch vom Revierförster der sich wegen anhaltender Feldschädigungen durch große Rotten Schwarzwild mal zeigen wollte um die Viecher eventuell zu vertreiben. Zwar versprachen wir, den Platz im näheren Umkreis erstmal "wildsaufrei" zu halten, war das schon ein bissl mulmig, zumal wir etwa eine dreiviertel Stunde später ein ziemlich lautes, verdammt nahes heftiges Quiekgrunzen zu hören war! Dazu Dauergeraschel und sogar galoppieren über den benachbarten Sportplatz. Naja gefressen worden sind wir trotzdem nicht :D

In der aktuellen Interstellarum stellt die Rubrik "100 Quadradgrad" die Gasnebel der zweiten Reihe im Sternbild Schwan vor, glücklicherweise hatte ich die Zeitschrift mit Aufsuchkarte und vor allem einer Fotoübersicht noch im Auto liegen, schauen wir doch mal ob der kleine Dobson mir da weiterhelfen kann. Die bekannten Vertreter Nordamerika, Pelikan und Cirrus waren natürlich mit [OIII] kein Problem. Alsdann versuche ich mich zunächst an NGC 6888, dem Crescentnebel. Und tatsächlich bei kleiner Vergrößerung von 26-fach war er super auszumachen. Der hellste Teil springt sofort ins Auge aber Geduld wird hier eindeutig belohnt, und nach einiger Zeit bekommt die zarte Sichel weite Ausläufer und schliesst sich fast wieder zu einem ovalen Nebel mit entsprechend prägnanter Kante. Dank Ingo konnte ich das ganze Schauspiel auch mit 8" und dementsprechend mehr Details erleben, aber mit Filter ist es durchaus ein Objekt für kleinere Öffnungen.

Als nächstes ging es dann an den durchaus etwas anspruchsvolleren Butterfly Nebula - IC1318. Dank der fotografischen Übersicht des Bereichs um Sadr kann man ihn tatsächlich recht schnell festnageln, Fieldsweeping machte mir hier schnell klar, daß ich richtig liege! Sehr schön sind die beiden hellsten Kanten der Nebelteile IC1318B und IC1318C zu sehen, die vom markanten Dunkelnebel LDN889 getrennt sind, AP und Filter sind in klaren Nächten wohl eine Garantie auf Sichtung. Es gibt noch einen dritten Nebelteil, namentlich IC1318A, der ein gutes Stück entfernt liegt, auch dieser war im 5"er beim Schwenken schnell entdeckt, ein mehr als lohnendes Gebiet, das ich unbedingt auch auf meine Zeichenliste setzen muss!


Zwischendurch wechselte die Zirrenbewölkung zwischen praktisch nicht existent und doch durchaus in bestimmten Arealen störend. Ein Grund warum ich mich danach mit dem Gebiet um Cassiopeia näher beschäftigte und dabei neben den üblichen Verdächtigen wie M 103, NGC 457 und dem alten OH NGC 7789 (Herschels Spiralhaufen), der sich übrigens im Heritage toll aus dem Hintergrund schälte, auch seit langem mal wieder der Pacman Nebel NGC 281 beobachtet wurde. Ein paar Czernik Haufen aus dem Triatlas rundeten den Abstecher ab.

Jetzt wurde es aber Zeit mit Rainer auf die Reise zu gehen, und das heisst bei ihm immer: Wechselwäsche einpacken denn es geht WEIT weg! Die Galaxie mit dem klangvollen Namen MCG 13-12-22 war ihm zum Opfer gefallen und nach seiner Anleitung machte ich mich mit seiner Aufsuchkarte vertraut. Tatsächlich war seine Einteilung der Sterne optimal um eine Sichtung möglich zu machen. Eine schlichte Skizze aus dem Gedächtnis:


Das Objekt war wirklich sehr knackig, die Stelle ware auf der Karte optimal gelegen, so dass die "Zeigersterne" eigentlich kein großes Suchen notwendig machen - wohl aber erhebliches Augeverbiegen! Zwar blitzte er recht schnell auf, war aber auch genauso schnell wieder weg und dabei blieb es, indirekt war ein dauerhaftes Halten nicht möglich, allerdings brachte eine nochmals höhere Vergrößerung eine Verbesserung in der Form, dass sie noch etwas öfter aufblitzte. Nun aber der beeindruckende Part dieses schwachen, flächigen Fleckchens an der Wahrnehmungsgrenze - Es handelt sich hierbei um eine Galaxie die unglaublich 760 Mio Lichtjahre entfernt ist! 300x weiter als die Andromedagalaxie, 15x weiter als der Virgocluster und immerhin noch fast doppelt so weit wie der Comacluster (damit sind nicht die vielen bekannten Vordergrundgalaxien in Coma gemeint, sonder der schwache Abellcluster!). Ein definitiv eindrückliches Erlebnis, so unspektakulär es visuell auch sein mag.

Die Nacht schritt voran, Benny und Ingo mussten los um morgens wenigstens halbwegs als sie selbst durchzugehen. Rainer und ich blieben noch bis weit nach 3 Uhr, am Ende zog der Himmel sogar nochmal erstaunlich frei, keinerlei Zirren mehr ausser im äussersten Westen und Osten. Ich lies den Abend mit einigen einfachereren Objekten wie M31, M33 und NGC 7331 ausklingen. Rainer versuchte sich noch am Zentralstern von M57, ich konnte da allerdings leider nichts mehr ausmachen, anders als den von NGC 7662, der ja dafür bekannt ist seinen Stern recht einfach zu zeigen.

Als Fazit dieser sehr schönen Nacht bleibt die große Angst, dass sich diese durchgehend tolle Beobachtungsperiode seit dem Sommeranfang irgendwann im Herbst oder Winter ganz böse rächen muss :D Naa, hoffen wir das beste, bin jedenfalls froh diese tollen Bedingungen genutzt zu haben, in Gesellschaft lohnt ja ohnehin JEDES Rausfahren, aber heute war sogar richtig was zu beobachten.

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