Mittwoch, 5. Juni 2013

BB vom 04.06.2013

Ort: Sportplatz Laufenselden Zeit: 22:20 Uhr bis 2:00 Uhr  
Wetter: klar und wolkenlos, gutes Seeing
GG: fst. 6m1


Mir war gestern schon klar, daß harte Tage vor uns liegen mit wenig Schlaf ;)

Die Wetterprognosen waren sehr uneinheitlich, eigentlich waren noch bessere Bedingungen als in der vergangenen Nacht angesagt, doch verschiedene Wetterdienste zeichneten ein unheitliches Bild. Ob rauszufahren sei, die Frage stellte sich aber eigentlich gar nicht. Am Ende war das Bauchgefühl wieder einmal das richtige, es war eine geniale Nacht, mit einer der besten Saturnbeobachtungen überhaupt und ,trotz wenig Dunkelheit, tollen Deepskybeobachtungen.

Obwohl ich mich wirklich sputete war Horia schon voll einsatzbereit und Andreas kam zeitgleich mit mir an. Nach dem Aufbau hielten wir mit geballten 36" auf den Ringplaneten, das Seeing war stellenweise hervorrragend und nach einiger Zeit des Auskühlens näherten sich die Bilder in meinem und Andreas Teleskop immer weiter dem leckeren Bild von Horias 12er an (den Nachmittag verbrachte ich mit Tuning des Huts, dabei war nicht nur die mal wieder dringend angebrachte Grundjustage angesagt sondern die Löcher der Justierschrauben wurden nochmal etwas aufgeweitet um ein Verkanten zu verhindern und Spiegelkante und Schrauben wurden geschwärzt). Blickweise waren tolle Details auf dem Planeten zu sehen und der Ring setzte sich grandios von der Planetenscheibe ab. In guten Momenten konnte die Cassiniteilung sehr weit verfolgt werden, bei Vergrößerungen zwischen 200x und 350x konnte ich mich nur langsam von Saturn trennen. Horia identifizierte für uns die vier sichtbaren Monde (Titan, Rhea, Dione und Tethys wenn ich nicht irre).

36" vs. den Herrn der Ringe

Langsam wurde es aber Zeit sich den tiefen Perlen des Himmels zu widmen, die Dämmerung schritt naturgemäß langsam voran und das erste Objekt war zunächst M13, lichtresistent und ein guter Test der Justage - japp die passt heute mal nahe 100%!

Für diese Nacht wollte ich meine geplante Tour durch Coma Berenices nachholen. Gleich vorweg - das muss noch weiter warten, gegen Mitternacht traf dann doch noch Benny ein und mit Aufbau und Tests des Dobsons waren wir dann eine Weile beschäftigt. Trotzdem war ich nicht ganz erfolglos. Sehr nah an ɣ Com steht die 11m1 helle Galaxie NGC 4448. Schon im 22er LVW gut erkennbar sieht man bei 107x den hellen Kern und eine Kante sieht etwas stärker abgesetzt aus. Im Feld waren neben den Sternen auch noch einige sehr schwache Tupfen an der Wahrnehmungsgrenze wahrzunehmen, identifizieren konnte ich sie nicht und da sie mehr aufblitzten als zu sehen habe ich sie auch nicht eingezeichnet, doch würde es mich nicht wundern, wenn es in diesem Feld noch mehr schwache Galaxien gibt. Die Zeit reichte sogar noch für eine Zeichnung bevor anschließend Benny eintraf.

Alsdann ging es an das Testen des Gotosystems von Benny Dobson, mal schauen wie lange er es benutzen wird, die Nachführung ist in jedem Fall eine tolle Sache wenn sie bereits integriert ist. Nachdem etwas Verwirrung ob der seltsamen Reihenfolge der Ortskoordinaten entdeckt wurde (ich hab extra nochmal nach den Koordinaten geschaut als ich heim kam: Lt. Gerät befanden wir uns in der Nähe des kleinen Städchens Eyl an der somalischen Küste) schnurrte das Teil über den Himmel und fand erwartungsgemäß auch Objekte bei höherer Vergrößerung.

Die ISS gab sich auch wieder ein Stelldichein! NOCH genialer als gestern, Horia, Andreas und ich beobachteten synchron den Durchlauf, diesmal war es vor allem deshalb besser weil ich es nach dem ersten holprigen Nachführen schaffte richtig synchron nachzuführen - huiii DANN kommen erst die Details so richtig zu Tage! beiderseits der Raumstation waren etwas dunkler, bräunlich-golden, abgesetzt lange Sonnensegel, während die übrigen Aufbauten und Module in gleißendem silber-weiß erstrahlten - ein unvergesslicher Anblick, der den besten Webcamaufnahmen die man im Internet so findet kaum nachsteht.

Coma stand danach leider etwas zu tief um die Tour fortzusetzen, also schauten wir uns noch einige nebulöse Kameraden im Schwan an, besonders beeindruckt hat mich hier ein absolut sehenswerter Crescent (NGC 6888), der im [OIII] Filter bei Horia RICHTIG knackig rüberkam!
Gegen 1:30 Uhr wurde die Dämmerung unübersehbar und eine viertel Stunde später brach dann auch die Transparenz vollends ein, Tau war die letzte halbe Stunde ebenfalls ein feuchter Begleiter, aber ich will nicht meckern, die Nacht war genial und lohnend und so beschloss ich den Abend mit einem Foto von der Cyrusregion und dem Skorpion, der leichte Beschlag des Objektivs hat dabei sogar ausnahmsweise mal positive Dienst geleistet um einen schönen Look hinzubekommen. Nicht übel, dafür daß die Morgendämmerung schon in vollem Gange war.




Unter Umständen hält das Wetter ja noch etwas länger, heute wird jedenfalls nach zwei Nächten mit nur 4h Schlaf ebenjener mal nachgeholt ;)

>>Schönwetter Katastrophe Reloaded: Von Ringen und Galaxien<<

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