Mittwoch, 14. November 2012

BB vom 13.11.2012

Ort: irgendein Feld im Idsteiner Land

Zeit: 21:00 bis 1:30 Uhr

Wetter: 0° C klar mit steigender Luftfeuchtigkeit und sinkender Transparenz

Grenzgröße: ~ 5m7

Wie die Faust aufs Auge: Neumond und klarer Himmel und das auch noch im November, nicht ganz selbstverständlich - umso selbstverständlicher jedoch die Tatsache, daß eine solche Nacht nicht ungenutzt verstreichen darf.

Allerdings war ich mir noch nicht sicher wo und in welchem Umfang ich zum Beobachten kommen werde. Die vorige Nacht hielt mich eine böse Magenverstimmung wach und eigentlich hätte ich auch bedenkenlos um 19 Uhr ins Bett gehen können... wenn, ja wenn ich nicht total hippelig war in den Deepsky vorzustoßen. An unserem Stammplatz würden sich wieder einige Beobachter einfinden, aber ich war mit unsicher wie lange ich durchhalten würde und da kam mir gerade Recht, daß Rainer an seinem Plätzchen unweit seines Wohnortes eine eher kurze Nacht anpeilte. Schnell war ausgemacht, daß auch Jan dort aufschlagen würde, auch für ihn ein gutes Stück näher als Laufenselden...

Das Finden war gar nicht so ohne, Rainer parkte gut getarnt und so fuhr ich erst einmal einen Kilometer am Platz vorbei, auf der Rückfahrt lotste Rainer mich aber gut in die richtige Richtung. Noch bevor ich auch nur zur Hälfte adaptiert war, kam ich schon in den Genuß des ersten Objektes des Abends, in Rainers 12"er war ein Quasar zu bestaunen, dank einer hervorragenden Aufsuchkarte und seiner Einweisung blitze deses uralte Licht zweifelsfrei indirekt auf! 

PEGASUS-Quasar:

QSO HS 2154+2228
B 15.2
V(km/s) 203768
z =1.29
B 15.2 m
The light travel time was 8.746 Gyr.
The comoving radial distance, which goes into Hubble's law, is 3982.6 Mpc or 12.989 Gly


Mittlerweile war auch Jan eingetroffen und ich richtete mich erstmal häuslich ein, die (fast) volle Winterausrüstung war mitgeschleppt worden und kam im Laufe der Nacht dann auch zum Einsatz.

Zum Aufwärmen ein schneller Hopp durch Schwan und Cassiopeia, mit Standards wie NGC 6910, M39, h+x, NGC 457  und NGC 7789.

Ein zweiter Quasar, diesmal noch älteres Licht, wartete in Rainers 12"er auf seine Identifizierung, seltsamer Weise war dieser sogar noch etwas einfacher und konnte indirekt dauerhaft gehalten werden, das lag aber mit Sicherheit auch am merklich höheren Stand.

HERKULES-Quasar

QSOJ1719+4804
V(km/s) 187487
z=1.083
B 15.33 m

The light travel time was 8.053 Gyr.
The comoving radial distance, which goes into Hubble's law, is 3518.6 Mpc or 11.476 Gly



Lange Zeit verbrachte ich auch heute wieder im Pegasus bei NGC 7331, mit einer Detailkarte von Rainer identifizierte ich einen Begleiter der Galaxie, jedoch war es alles andere als einfach und die Transparenz brach bereits etwas ein, insgesamt war der Himmel höchst unterschiedlich, während man gen Süden kaum beobachten konnte und auch im Westen der Himmel bis mindestens zur Hälfte Richtung Zenit siffig, war der Norden/Nordosten sehenswert. Rainer verabschiedete sich berufsbedingt schon recht früh gegen 23 Uhr, wir wollten die Nacht aber durchaus noch etwas länger nutzen. Als erstes stand noch ein Test meines neuen 18-55mm Objektivs an, das Jan mir anbetungswürdigerweise für den Gegenwert einer Fastfoodmahlzeit besorgt hatte!


Als dieser Test absolviert war, stellte ich die Kamera ans Auto, richtete sie nach Norden aus und ließ sie leerklackern. Zurück ans Beobachten... Eigentlich wollte ich heute Nacht mindestens eine Zeichnung anfertigen, leider machte mir der extreme Tau da einen Strich durch die Rechnung, ich hatte leider zu dünnens Papier mit... den Rest kann man sich denken. Eine halbe Skizze des Orionnebels kam dennoch dabei rum, leider nicht ganz fertig aber besser als nichts. Seit langer Zeit habe ich mich auch einmal wieder dazu entschieden auf Grundlage der Skizze eine Computerzeichnung, statt einer Bleistiftreinzeichnung anzufertigen...



Ein Besuch beim Flammennebel zeigte auch diesen überraschend gut und mit chrakteristischer Dreiteilung durch die Dunkelnebel. Auch die kosmische 37, NGC 2169 ward ein Pflichtbesuch abgstattet, sollte eigentlich auch gezeichnet werden aber da hatte ich schon nur noch Papiermatsch in den Händen.

M31 überraschte (natürlich auch in bestmöglicher Position am Himmel) mit leicht erkennbaren Armen und Dunkelwolken, M33 zeigte zumindest den Ansatz von Arm und die helle HII Region NGC 604. Jan versuchte sich noch - leider erfolglos - an eine, PN in Taurus, meine Karten konnte da nicht gut helfen, der PN stand gnadenlos am Rand der Karte ohne ausreichend Referenzsterne in unmittelbarer Nähe.

Lohnender war am Ende noch ein Abstecher in UMa! Neben der wunderschönen Kombination aus M97 und M108, waren es vor allem M81/82, die mit feinen Details erfreuten, neben den eigentlich immer sichtbaren Staubstrukturen in der Starburstgalaxie war an M81 der "einfache" der beiden Spiralarme auch sichtbar.

Der zunehmende Tau machte alles klatschnass und auch das Objektiv der Kamera war wie sich herausstelle schon einige Zeit dicht, gut zu sehen am Ende der Zeitrafferaufnahme.

   
 

Timelapse Ursa Major Beobachtungsnacht vom 13.11.2012 from Benny Hartmann on Vimeo.

Also begannen wir zum Glockenschlag halb zwo mit dem Abbau des Equipments. Die Nacht war wegen des Dunstes und der Feuchtigkeit zwar nicht optimal, Spaß hat sie aber allemal gemacht und auch mal wieder einen neuen Standort getestet. Vom Himmel her gar nicht übel, allein die in einiger Entfernung verlaufende Bundesstraße störte durch Fernlichter, hier hilft nur die Autos gnadenlos zur Lichtabschirmung richtig zu parken. Immerhin konnte dieses Nacht die langjährige Novemberstatistik durchaus aufwerten.


"Zwei Quasare und noch mehr Hochnebel" 

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