Montag, 26. November 2012

Nachführung & das Kreuz mit dem bewegten Himmel

Und sie dreht sich doch...

Die Tatsache, dass sich der Himmel über unseren Köpfen bewegt, ist dem Menschen schon vor Urzeiten aufgefallen und hat sowohl Erstaunen als auch Neugierde geweckt. Ohne auf die geschichtliche Einordnung der Himmelsmechanik einzugehen sei gesagt: Die Schlüsse die daraus gezogen wurden waren nicht immer korrekt (Stichwort Geozentrisches Weltbild), aber belustigender Weise ist die Annahme einer sich über uns bewegenden Schale an denen die Sterne "festgeheftet" sind so falsch wie ausreichend für diejenigen die ihre liebe Last damit haben, dass sich die Sterne eben scheinbar über den Himmel bewegen statt starr an einer Stelle zu stehen - für uns Hobbyastronomen! 


Warum und wie sich nun der Himmel bewegt, warum die Bewegung im Teleskop so viel stärker wahrzunehmen ist und wie sie uns beim Beobachten oder gar beim Fotografieren behindert - darauf will ich in diesem Artikel eingehen.

In Wahrheit resultiert die Bewegung des Himmelshintergrundes natürlich aus zwei Bewegungen unseres "Raumschiffs Erde".


Zum einen dreht sich die Erde in annähernd 24 Stunden einmal um ihre Achse, zum anderen bewegt sie sich auf einer elliptischen Umlaufbahn im Laufe eines Jahres um die Sonne. Die Drehbewegung sorgt dafür, dass sich der Himmel im Laufe einer Nacht verändert, die zweite dafür, dass wir im Laufe eines Jahres immer andere Areale des Himmels zu sehen bekommen.



Um den Einfluss der Drehbewegung zu visualisieren, hier zwei kurze, vereinfachte Animationen:


A.1.0 - Die Erddrehung aus Sicht eines Beobachters außerhalb der Erde


erddrehung 01 from Benny Hartmann on Vimeo.




A.1.1 - Die identische Bewegung nun von einem ortsfesten Beobachter auf der Erdoberfläche (bzw. etwas darüber ;))
 

Erddrehung 02 from Benny Hartmann on Vimeo.


Diese Bewegung des Himmels fällt jedem auf, der auch nur eine Stunde lang in der Nacht den Himmel beobachtet und darauf achtet wo helle Sterne stehen bzw. welche Sternbilder zu sehen sind. Schon nach einer Stunde hat sich der Himmel "weitergedreht". Die eigentlich Bewegung ist jedoch so langsam, dass wir sie mit dem bloßen Auge nicht als solche wahrnehmen. Der Vollständigkeit halber noch ein Zeitraffervideo, welches die nächtliche Bewegung an einem realen Himmel zeigt. Zirka zweieinhalb Stunden wurden hier auf 18 Sekunden beschleunigt um den Effekt gut sichtbar zu machen (Einzelbilder mit einer DSLR auf Stativ). 




Beobachtungsnacht 22.10.2011 from Benny Hartmann on Vimeo.




Und weg sind sie...

Was auf den ersten Blick keinen allzu großen Einfluss auf unsere teleskopischen Beobachtungen zu haben scheint - sieht man davon ab, dass sich Objekte im Verlauf der Nacht in Richtung Westhorizont verabschieden, während sich neue im Osten über den Horizont begeben - ist aber eine essentielle Tatsache die vielen Amateurastronomen schon eine Unmenge an Geld gekostet hat! Aber der Reihe nach.

Wenn wir etwas in unserem Teleskop vergrößern, dann wächst damit mehr als nur der scheinbare Durchmesser vor unserem Auge, zugleich vergrößern wir auch Dinge wie beispielsweise die Luftunruhe (Seeing) mit, was zu einem Wabern führt, das uns mit bloßem Auge kaum bis gar nicht auffällt (es sei denn an einem heißen Sommertag über flirrendem Asphalt, über einer Kerze oder auch in einer "schlechten" Nacht durch das Funkeln der Sterne). Genauso vergrößern wir auch die Bewegung des Himmels um genau den Faktor, den wir mit dem Okular vergrößern. Die zuvor in kurzen Zeiträumen kaum wahrnehmbare Bewegung beschleunigt sich hierdurch immens und die beobachteten Ziele werden zu wahren Geschossen.


Wir müssen uns immer vor Augen halten, dass wir beim Beobachten durch ein Teleskop immer nur einen winzigen Ausschnitt des Himmels betrachten. Bei niedrigen Vergrößerungen mit einem mittelgroßen Teleskop erreichen wir je nach Okular vielleicht die Größe eines auf Armeslänge gehaltenen 2€ Stücks. Vergrößern wir höher schrumpft das überblickte Feld schnell auf die Größe eines Centstücks und noch weit darunter!


Zur Verdeutlichung der unterschiedlichen Durchgangszeiten soll die folgende Animation dienen. Sie zeigt die wahre Bewegung eines Objektes bei zwei unterschiedlichen Vergrößerungen. Das zugrunde liegende Teleskop ist ein weitverbreitetes 8" f/6 Newtonteleskop, die Okulare haben ein moderates Gesichtsfeld von 68° wie sie viele noch recht günstige Okulartypen bieten.

Erstellt mit Hilfe des Freewareprogramms Stellarium
Bitte in VOLLBILD abspielen um die Bewegung realitätsnah zu erleben!


durchlaufzeiten 01 from Benny Hartmann on Vimeo.



Der Unterschied ist frappierend. Damit wären wir beim lieben Geld, das ich anfangs schon erwähnte... 




Nachführung: Luxus oder Pflicht?

Nahezu jeder Interessierte, der damit liebäugelt in dieses schöne Hobby einzusteigen und gedenkt sich ein Teleskop anzuschaffen, kennt in der Regel erst einmal nur einen Montierungstyp: Die parallaktische Montierung. Dieser Montierungstyp ist in der Vorstellung vieler als DER Unterbau für "echte" Teleskope tief verankert. Schicke Zahnräder, Wellen, Kabel, Steuerungen - eben Technik pur für den "Profi".




In der Tat löst die parallaktische Montierung (auch "Deutsche Montierung" genannt) das lästige Thema „Nachführung“. Nachdem man die Montierung korrekt aufgestellt hat - man spricht hier vom Einnorden - führt sie entweder über eine manuell bediente Welle oder einen Motor das Teleskop der scheinbaren Himmelsbewegung nach und sorgt dafür, dass die beobachteten Objekte auf lange Zeit nicht aus dem Gesichtsfeld wandern. Hierzu wird die Rektaszensionsachse (auch Stundenachse genannt - siehe Abbildung oben) auf den vermeintlichen Dreh- und Angelpunkt der himmlischen Bewegung ausgerichtet. Dies ist in der nördlichen Hemisphäre der viel besungene Polarstern (korrekt: Polaris) im Sternbild Kleiner Bär (Ursa minor). Je nach Beobachtungsstandort steht er in unterschiedlicher Höhe, genau auf Höhe des Breitengrades. In meiner Heimat also auf 50°, an den Küsten um 53° und im Süden des Landes um 47°. Dreht sich diese Achse nun, ist sie mit der Drehachse der Erde synchron.



Eine solche Montierung ist schon ein gutes Stück Technik und Maschinenbaukunst. So etwas hat seinen Preis - zumal wenn sie zuverlässig arbeiten soll. Aber wo genau ist jetzt der Haken auf den ich hinarbeite?!

Die Montierung eines Teleskops ist im wahrsten Sinne des Wortes unsere Verbindung zwischen Himmel und Erde - und STABILITÄT ist hier essentiell! Eine Montierung die wackelt verdirbt dem
Einsteiger den Spaß schneller als er "Nachführung" sagen kann. Wir erinnern uns: Beim Vergrößern wird nicht nur das Bild vergrößert sondern auch die Luftunruhe, die Bewegung des Himmels und... jedes noch so leichte Zittern!

Man kann grundsätzlich davon ausgehen, dass alle in Einsteigerpaketen verkaufte (parallaktische) Montierungen für das montierte Teleskop mindestens 1-2 Preisstufen zu schwach sind um ein freudvolles Beobachten zu ermöglichen.


Rufen wir uns an dieser Stelle nochmals die obige Vergleichsanimation mit den Durchlaufzeiten bei unterschiedlichen Vergrößerungen ins Gedächtnis (gerne auch nochmal anklicken). Schnell wird klar, dass beim Beobachten eines Objekts bei der oben gezeigten Vergrößerung von knapp 40-fach keinerlei Nachführung benötigt wird: es dauert gefühlte Ewigkeiten bis ein Objekt aus dem Gesichtsfeld läuft. Wie ist es bei 240-facher Vergrößerung ? Durchaus schon schneller, aber man hat auch noch einige Zeit zum Beobachten bevor man hier handeln muss. 
 
Schauen wir uns nun auf der anderen Seite die Teleskope an, die im unteren Preissegment mit parallaktischer Montierung verkauft werden. Es handelt sich durch die Bank weg um Teleskope mit einer Öffnung zwischen 70 und 120 mm. Benötigen solche Teleskope eine parallaktische Montierung? Ich meine für das rein visuelle Beobachten von Objekten definitiv nicht! Ein 70mm Rohr kann selbst bei hervorragender optischer Qualität maximal eine 140-fache vergrößern liefern. Die eher billigen Kleinspiegel und vor allem achromatischen Linsenteleskope schieben schon viel schneller den Riegel vor. 


Und was ist mit Fotografie?!

Für die Aufnahme von Astrofotos ist eine Nachführung sehr wünschenswert bzw. sowie wir DURCH ein Teleskop fotografieren unersetzlich. Jedoch ist Astrofotografie ein komplexes Thema für sich, eines das natürlich gerade zum Einstieg viele - wenn nicht alle - (ich schließe mich da bewusst nicht aus) reizt. Allerdings kommen wir hier in Bereiche die viel mehr erfordern: Nachführkontrolle, eine hochwertig gearbeitete Montierung, Tragkraft für Kamera und Zubehörteile und und und... Wer dazu mehr lesen möchte der kann gerne einmal im entsprechenden Artikel blättern. Ohne Nachführung werden auch kurzbrennweitige Übersichtsaufnahmen großer Himmelsausschnitte nach kurzer Zeit zu so genannten „Strichspuren“, welche durchaus auch ihren Reiz haben, vor allem wenn man eine längere Serie mit interessanten Vordergrundobjekten schießt.

Polaris und der Himmelspol, Langzeitaufnahme ohne Nachführung




Bleiben wir einstweilen bei den Einsteigerteleskopen die weniger als ein Monatsgehalt kosten. Hier sehe ich wenig Sinn allzu viel Geld in eine automatische Nachführung zu investieren - Denn Fakt ist: Bei solchen Teleskopen fließt unverhältnismäßig viel Geld in die Montierung, während die Optik im Gegenzug eher stiefmütterlich behandelt wird und eben das aufgesattelt wird, was der spärliche Rest des Budgets noch hergibt. Diese ist dann meist qualitativ nicht sehr hochwertig, vor allem aber vergleichsweise klein. Und eben diese Größe der Optik bestimmt wie hoch wir vergrößern können.

Somit beißt sich die Katze wieder in den Schwanz und wir können bis hierhin festhalten:
  • Nachführung ist Pflicht für Astrofotografie
  • Nachführung ist angenehm bei sehr hohen Vergrößerungen
  • Hohe Vergrößerungen sind nur mit größeren Optiken sinnvoll
  • Montierungen für größere Optiken kosten ein Heidengeld


Zeit zum Sehen

Lassen wir die Fotografie zunächst einmal außen vor. Nun wollen wir doch aber auch möglichst entspannt visuell beobachten. Bei den schon oft angesprochenen niedrigen bis mittleren Vergrößerungen ist das ohne Aufwand und Stress mit einfachen Montierungen der azimutalen Bauart möglich. Bei diesen Montierung führt man händisch selbst in zwei Achsen nach - einfach ausgedrückt: Links/Rechts, Rauf/Runter.

Hierzu gibt es zum einen Montierungen in verschiedenen Preisklassen, mit denen man kleinere und mittlere Teleskope bis gut 6" (manche vertragen auch schwerere Teleskope) auf einer Montierung mit Stativ befestigen kann. Um als Ansatzpunkt ein paar Namen solcher Montierungen zu nennen: Giro 3 oder mini, Vixen Porta , GSO ATZ , Skywatcher AZ4 ,
Skywatcher SKYTEE und wie sie alle heißen mögen. Natürlich bekommt man auch hier genau so viel wie man bereit ist zu zahlen. Leichtgängigkeit und Tragfähigkeit sollten auch hier auf das jeweilige Teleskop abgestimmt werden. Insbesondere bei kleineren Geräten halte ich solche Montierungen für eine fantastische Möglichkeit der Optik vergleichsweise günstig und trotzdem stabil und einfach in der Handhabung einen passenden Unterbau zu spendieren.

Wenden wir uns im folgenden aber wieder den größeren Optik von 8" aufwärts zu. Hier stellt sich meist gar nicht mehr die Frage was als Montierung in Frage kommt - Die parallaktischen Montierungen, die eine solche Optik nötig machen sind unter 1000€ praktisch nicht zu bekommen, die kleinen azimutalen sind auch schnell mit dem Gewicht überlastet. Ergo bleibt für die größeren Spiegelteleskope fast immer noch die
Dobson Montierungübrig - Eine einfache Holzbox in die das Teleskop eingehängt und dann per Hand wie eine azimutale Montierung verwendet wird. Die Objekte laufen natürlich auch hier bei hohen Vergrößerungen stetig aus dem Gesichtsfeld, mit der Hand am Gerät muss man nun immer mal wieder "nachschubsen". 

Man vergleiche also nochmals die Durchlaufzeit bei der schon nicht allzu niedrigen Vergrößerung oben bei 240-fach. Bis zu dieser Vergrößerung kann man mit etwas Übung noch mit jedem Gerät so wie es aus der Packung kommt ohne viel Stress nachführen. Aber natürlich gibt es hier bei den "günstigen" Dobsonteleskopen durchaus noch erhebliches Verbesserungspotential um die Nachführung sanfter und ruckelfreier zu machen. Kommen wir nun aber in den wenigen Nächten (Stichwort Luftunruhe/Seeing) in denen dies durch die Atmosphäre erlaubt wird in Vergrößerungsbereiche die in Richtung 300-fach, 400-fach oder darüber gehen, dann ist für entspanntes Beobachten schon eine Lösung gefragt - Vor allem wenn man dann auch noch den Wunsch hat eine akkurate Zeichnung des Gesehenen anzufertigen wie es viele Sternfreunde tun.

Wir haben beim Dobsonteleskop nun drei Möglichkeiten die Beobachtung auch bei hohen Vergrößerungen zu erleichtern. Beginnen wir mit der einfachsten, bereits angesprochenen an. Das Teleskop sollte natürlich auch als Dobson nicht wackeln und zittern, hier schaffen oftmals schon ein paar zusätzliche Schrauben und/oder Winkel beim Zusammenbau der Standardbox eine erhöhte Stabilität. Des weiteren ist eine EbonyStar/Teflon Lagerung dem meist verbauten Rollenlager vorzuziehen, es bewegt sich gleichbleibend sanfter. Diese Kombination aus rutschfreudigem Teflon und der rauen Oberfläche des Ebonystar - im Prinzip nichts anderes als man es von der Beschichtung von Küchenarbeitsplatten kennt - schafft ein viel entspannteres Nachführen. Teurere Dobsonteleskop von namhaften Herstellern sind meist schon ab "Werk" mit einer wesentlich sanfteren Mechanik und höherer Stabilität ausgerüstet, kleine Verbesserungen können aber auch hier noch mehr Spaß bringen.


Kommen wir jetzt aber zu DEM Heilmittel was zumindest für gelegentliche Ausflüge in die Hochvergrößerung Linderung verschafft - Die richtigen Okulare!

Um noch einmal auf die Durchlaufzeiten zurückzukommen: Diese hängen auch und vor allem vom scheinbaren Gesichtsfelddurchmesser des jeweiligen Okulars ab. Während die einfachsten Plösslokulare meist nur etwas über 50° bieten, die gerade von Einsteigern wegen ihres günstigen Preises gern genutzten Planetary Okulare 60°, moderate Weitwinkel wie es sie unter Dutzenden unterschiedlichen Markennamen gibt zwischen 65 und 72°, fangen die so genannten Ultraweitwinkel bei 80° an. Eben jene können durch ihr großes scheinbares Gesichtsfeld (sGF) auch für erheblich längere Beobachtungszeit ohne Nachstellen des Teleskops sorgen. Meist sogar ausreichend um eine gesonderte Nachführung für den visuellen Beobachter gänzlich überflüssig zu machen. 

Auch hier soll mir keiner unbesehen die Aussage glauben sondern anhand der folgenden Animation selbst entscheiden wie stark der Unterschied wirklich ist.

Zu Grunde lege ich ein 12" Teleskop mit 1500mm Brennweite und die folgenden drei Okulare:


Kleiner Tipp: Die Videos am besten mehr oder minder gleichzeitig starten um den Vergleich noch besser zu sehen. Die Animationen sind von exakt GLEICHER Länge, stoppt das Video sieht man sehr schön die unterschiedlichen Positionen des Planeten mit den unterschiedlichen Okularen. Erstellt mit Hilfe des Freewareprogramms Stellarium...


Durchlaufzeit Jupiter 300/1500 Newton mit 5mm 60° Okular from Benny Hartmann on Vimeo.


Durchlaufzeit Jupiter 300/1500 Newton mit 5mm 82° Okular from Benny Hartmann on Vimeo.


Durchlaufzeit Jupiter 300/1500 Newton mit 5mm 100° Okular from Benny Hartmann on Vimeo.



Man gewinnt also durch die geschickte Wahl von Okularen mit großem Gesichtsfeld durchaus einiges an zusätzlicher Beobachtungszeit ohne das Teleskop berühren zu müssen. Selbst bei einem Okular mit nur 60° Gesichtsfeld wandert ein Planet wie Jupiter bei 300-facher Vergrößerung aber auch gemütlich innerhalb einer Minute durch das Gesichtsfeld - die immer wieder verbreitete Angst vor den "wegrennenden" Objekten ist also zumindest bei diesen Vergrößerungen leicht übertrieben. Ein kleiner Schubs in die richtige Richtung und das Spiel beginnt von vorne, da sollte man eigentlich keine Streßpickel vom nachführen bekommen.


Aber halt! Es gibt ja durchaus Nächte in denen man sein Gerät auch voll ausfahren kann und die Vergrößerung ein Maß erreicht in dem die Konzentration auf feine Details durch das nachführen DOCH noch schwierig wird. Das selbe gilt für denjenigen ambitionierten Beobachter der einfach 100% seiner Aufmerksamkeit über eine viertel oder halbe Stunde dem Erkennen schwächster Details widmen will und/oder eine akkurate Zeichnung bei Hochvergrößerung anfertigen möchte. Der Wunsch ist nicht nur nachvollziehbar sondern auch wirklich gerechtfertigt. Auch hier gibt es für den Besitzer eines Dobsons eine Lösung: Eine so genannte EQ- bzw. Äquatorialplattform. Hierbei handelt es sich um eine motorisch nachgeführte Platte auf der das Teleskop steht und so über einen längeren Zeitraum das beobachtete Objekt in der Mitte des Gesichtsfeldes stehen lässt.


Abb. unten mit freundlicher Genehmigung von Reiner Vogel


 

Diese EQ Plattformen sind in den meisten Fällen ein Fall für den versierten Selbstbauer, inzwischen gibt es aber auch schon Lösungen die man fertig kaufen kann. Richtig günstig sind diese nicht, aber man bleibt immer bei einem Bruchteil der Kosten für eine parallaktische Montierung und das ohne auf den Komfort und das einfache Handling eines Dobsons verzichten zu müssen. Nichts desto trotz ist es auch mit mittelmäßigem handwerklichen Geschick und ganz normalen Werkzeugen möglich, eine solche Nachführung selbst zu bauen. 
 
An dieser Stelle möchte ich wegen meiner eigenen mangelnden Erfahrung auf diesem Gebiet auf die wohl beste Anlaufstelle für den Bau von Äquatorial- plattformen verweisen - Die Internetseiten von Reiner Vogel bieten nicht nur die theoretischen Grundlagen für den Bau und eine Vielzahl an praktischen Beispielen, sondern sogar Baupläne!


Zu Guter Letzt sollen auch die inzwischen von verschiedenen Herstellern angebotenen Dobsonteleskope mit automatischer Nachführung nicht unerwähnt bleiben. Über den praktischen Einsatz kann ich aus eigener Erfahrung noch nicht berichten, jedoch bieten sie ebenfalls die Möglichkeit der automatischen Nachführung, kosten jedoch auch wieder gut das doppelte eines Gerätes ohne technische Spielereien. Hier gibt es zum Einen die Komplettgeräte mit Steuerung und Motoren, zum Anderen aber auch Anbausystemlösungen mit Encodern und entsprechenden Motoren zum Nachrüsten.

Fazit

Mein Plädoyer für den visuellen Einsteiger/Beobachter lautet ganz klar: Befreit Eure visuell genutzten Teleskope von den wackeligen und umständlichen Montierungen und genießt den Himmel und seine Wunder mit Euren Teleskopen - egal ob 80mm Richfielder oder 10" Newton - auf azimutalen Montierungen oder einer (Dobson)Rockerbox! Nicht nur die Stabilität und damit das Seherlebnis wird merklich steigen, sondern auch die Tatsache, dass gerade das Auffinden und Anfahren von Objekten mit solchen intuitiv zu nutzenden Montierungen sehr viel angenehmer vonstatten geht.

Das gesparte Geld lässt sich leicht in gutes Zubehör wie Okularen etc. investieren. Und wer trotz allem in die Fotografie hineinschnuppern möchte, dem sei auch der Kauf einer parallaktischen Montierung ausdrücklich erlaubt - aber entweder die RICHTIGE (=stabile) oder eben eine kleine, die dann aber auch sachgemäß für kleine Brennweiten (Kameraobjektive) genutzt werden sollte.


© 2012 Benny Hartmann



Vielen Dank an Jan für das Lektorat und die hilfreichen Tipps

Donnerstag, 22. November 2012

Karten Karten Karten...

Was wäre der Amateurastronom ohne seine Kartenwerke?


Lange lange bin ich rumgegurkt, habe vieles ausprobiert und seit heute vormittag behaupte ich mal mittelfristig mit dem Thema Kartenwerk durch zu sein!


2004: Orbis - Unser Sternhimmel
2006: Karkoschka - Atlas für Himmelsbeobachter
2007: Taki Star Atlas
2011: Triatlas A-Set
 

Das Panoramic Set des Triatlases stand schon seit mehr als zwei Jahren auf meiner Wunschliste, mehrfach inspiriert durch Jans schöne Version, die ich immer mal wieder in den Händen hatte. Daneben wollte/sollte ich mir aber auch endlich mal den Deepsky Reiseatlas kaufen, allerdings habe ich mit dem nunmehr vorhandenen Karten erstmal wieder Abstand genommen, schön sind die Karten des DSRA (Deepsky Reiseatlas), laminiert auch, aber die Objektfülle wird durch die vorhandenen Karten natürlich übertroffen und kostenlos sind sie auch noch.

Das ganze habe ich erstaunlich günstig beim Copyshop in A3 drucken lassen und dann in einen ebenso dimensionerten Querordner mit Prospekthüllen gesteckt (Laminiert wäre der Gesamtpreis nahe an die 100€ gekommen, das ist eindeutig zu happig!). Aufgeklappt liegen jetzt übersichtliche 80cm Atlas vor mir mit genialer Detailfülle ohne überladen zu wirken.


Dazu habe ich mir neben dem Panoset gestern auch noch den Atlas SAC's 110 Best of the NGC Book drucken und binden lassen (Spiralbindung mit Klarsichtdeckblatt und Rückseite), das waren keine 8€ und ein Dollar Dankbarkeitsgebühr gehen dafür noch in die USA ;)

Darin ist eine Auswahl der lohnenswertesten NGC Objekten aufgeführt, zunächst gibt es eine Übersicht nach Sternbildern, dann Detailkarten und Objektbeschreibungen, jeweils mit Telradkreisen.

Daneben geht natürlich auch weiter das A-Set (25 Seiten + Übersicht) laminiert mit. Als geniale Ergänzung hat mich Jan noch auf die von Torres erstellte Objektliste (40 Seiten) mit Tausenden Objekten, jeweils unter Angabe des Typs, Klassifikation, Helligkeit und Größe, aufmerksam gemacht! Die sind ebenfalls dabei, man kann mich nun also über einer einsamen Insel abwerfen, es wird die nächsten Jahrzehnte nicht mehr langweilig.


Das ganze hat mich auch dazu inspiriert in diesem Jahr noch einen ausführlicheren Artikel zum Thema "Karten & Atlanten" zu schreiben, doch erst einmal meine neuen Errungenschaften...

Triatlas PanoSet
 



 SAC's 110 Best of the NGC



José R. Torres Objektkatalog
 

Triatlas A-Set






Mittwoch, 14. November 2012

BB vom 13.11.2012

Ort: irgendein Feld im Idsteiner Land

Zeit: 21:00 bis 1:30 Uhr

Wetter: 0° C klar mit steigender Luftfeuchtigkeit und sinkender Transparenz

Grenzgröße: ~ 5m7

Wie die Faust aufs Auge: Neumond und klarer Himmel und das auch noch im November, nicht ganz selbstverständlich - umso selbstverständlicher jedoch die Tatsache, daß eine solche Nacht nicht ungenutzt verstreichen darf.

Allerdings war ich mir noch nicht sicher wo und in welchem Umfang ich zum Beobachten kommen werde. Die vorige Nacht hielt mich eine böse Magenverstimmung wach und eigentlich hätte ich auch bedenkenlos um 19 Uhr ins Bett gehen können... wenn, ja wenn ich nicht total hippelig war in den Deepsky vorzustoßen. An unserem Stammplatz würden sich wieder einige Beobachter einfinden, aber ich war mit unsicher wie lange ich durchhalten würde und da kam mir gerade Recht, daß Rainer an seinem Plätzchen unweit seines Wohnortes eine eher kurze Nacht anpeilte. Schnell war ausgemacht, daß auch Jan dort aufschlagen würde, auch für ihn ein gutes Stück näher als Laufenselden...

Das Finden war gar nicht so ohne, Rainer parkte gut getarnt und so fuhr ich erst einmal einen Kilometer am Platz vorbei, auf der Rückfahrt lotste Rainer mich aber gut in die richtige Richtung. Noch bevor ich auch nur zur Hälfte adaptiert war, kam ich schon in den Genuß des ersten Objektes des Abends, in Rainers 12"er war ein Quasar zu bestaunen, dank einer hervorragenden Aufsuchkarte und seiner Einweisung blitze deses uralte Licht zweifelsfrei indirekt auf! 

PEGASUS-Quasar:

QSO HS 2154+2228
B 15.2
V(km/s) 203768
z =1.29
B 15.2 m
The light travel time was 8.746 Gyr.
The comoving radial distance, which goes into Hubble's law, is 3982.6 Mpc or 12.989 Gly


Mittlerweile war auch Jan eingetroffen und ich richtete mich erstmal häuslich ein, die (fast) volle Winterausrüstung war mitgeschleppt worden und kam im Laufe der Nacht dann auch zum Einsatz.

Zum Aufwärmen ein schneller Hopp durch Schwan und Cassiopeia, mit Standards wie NGC 6910, M39, h+x, NGC 457  und NGC 7789.

Ein zweiter Quasar, diesmal noch älteres Licht, wartete in Rainers 12"er auf seine Identifizierung, seltsamer Weise war dieser sogar noch etwas einfacher und konnte indirekt dauerhaft gehalten werden, das lag aber mit Sicherheit auch am merklich höheren Stand.

HERKULES-Quasar

QSOJ1719+4804
V(km/s) 187487
z=1.083
B 15.33 m

The light travel time was 8.053 Gyr.
The comoving radial distance, which goes into Hubble's law, is 3518.6 Mpc or 11.476 Gly



Lange Zeit verbrachte ich auch heute wieder im Pegasus bei NGC 7331, mit einer Detailkarte von Rainer identifizierte ich einen Begleiter der Galaxie, jedoch war es alles andere als einfach und die Transparenz brach bereits etwas ein, insgesamt war der Himmel höchst unterschiedlich, während man gen Süden kaum beobachten konnte und auch im Westen der Himmel bis mindestens zur Hälfte Richtung Zenit siffig, war der Norden/Nordosten sehenswert. Rainer verabschiedete sich berufsbedingt schon recht früh gegen 23 Uhr, wir wollten die Nacht aber durchaus noch etwas länger nutzen. Als erstes stand noch ein Test meines neuen 18-55mm Objektivs an, das Jan mir anbetungswürdigerweise für den Gegenwert einer Fastfoodmahlzeit besorgt hatte!


Als dieser Test absolviert war, stellte ich die Kamera ans Auto, richtete sie nach Norden aus und ließ sie leerklackern. Zurück ans Beobachten... Eigentlich wollte ich heute Nacht mindestens eine Zeichnung anfertigen, leider machte mir der extreme Tau da einen Strich durch die Rechnung, ich hatte leider zu dünnens Papier mit... den Rest kann man sich denken. Eine halbe Skizze des Orionnebels kam dennoch dabei rum, leider nicht ganz fertig aber besser als nichts. Seit langer Zeit habe ich mich auch einmal wieder dazu entschieden auf Grundlage der Skizze eine Computerzeichnung, statt einer Bleistiftreinzeichnung anzufertigen...



Ein Besuch beim Flammennebel zeigte auch diesen überraschend gut und mit chrakteristischer Dreiteilung durch die Dunkelnebel. Auch die kosmische 37, NGC 2169 ward ein Pflichtbesuch abgstattet, sollte eigentlich auch gezeichnet werden aber da hatte ich schon nur noch Papiermatsch in den Händen.

M31 überraschte (natürlich auch in bestmöglicher Position am Himmel) mit leicht erkennbaren Armen und Dunkelwolken, M33 zeigte zumindest den Ansatz von Arm und die helle HII Region NGC 604. Jan versuchte sich noch - leider erfolglos - an eine, PN in Taurus, meine Karten konnte da nicht gut helfen, der PN stand gnadenlos am Rand der Karte ohne ausreichend Referenzsterne in unmittelbarer Nähe.

Lohnender war am Ende noch ein Abstecher in UMa! Neben der wunderschönen Kombination aus M97 und M108, waren es vor allem M81/82, die mit feinen Details erfreuten, neben den eigentlich immer sichtbaren Staubstrukturen in der Starburstgalaxie war an M81 der "einfache" der beiden Spiralarme auch sichtbar.

Der zunehmende Tau machte alles klatschnass und auch das Objektiv der Kamera war wie sich herausstelle schon einige Zeit dicht, gut zu sehen am Ende der Zeitrafferaufnahme.

   
 

Timelapse Ursa Major Beobachtungsnacht vom 13.11.2012 from Benny Hartmann on Vimeo.

Also begannen wir zum Glockenschlag halb zwo mit dem Abbau des Equipments. Die Nacht war wegen des Dunstes und der Feuchtigkeit zwar nicht optimal, Spaß hat sie aber allemal gemacht und auch mal wieder einen neuen Standort getestet. Vom Himmel her gar nicht übel, allein die in einiger Entfernung verlaufende Bundesstraße störte durch Fernlichter, hier hilft nur die Autos gnadenlos zur Lichtabschirmung richtig zu parken. Immerhin konnte dieses Nacht die langjährige Novemberstatistik durchaus aufwerten.


"Zwei Quasare und noch mehr Hochnebel" 

Montag, 12. November 2012

BB vom 11.12.2012

Ort: Balkon und Feld nördlich von Taunusstein

Zeit: 22:45 - 0:30

GG: ~5,4m (Balkon zu Beginn) fst 6m1 (Feld zum Ende)

Erst vor einigen Tagen hatten wir im Chat, wie sollte es anders sein, über das Novemberwetter gelästert. Nachdem ich einen Blick auf meine Statistiken geworfen hatte besserte sich die Laune durchaus nicht: In den letzten Jahren war es zu keiner brauchbaren Nacht gekommen. Die letzten Tage schrien: So und nicht anders ist es im November!

Heute Nachmittag zeigte sich aber seit Tagen das erste Mal ein Hauch von blau und die Sonne war zumindest beim Untergang mal kurz zu sehen. So hatte ich auch (kleine) Hoffnung  auf ein paar Lücken am Abend. Und tatsächlich war urplötzlich der Himmel frei. Der 8"er stand ohnehin schon wohl temperiert auf dem Balkon. Natürlich ist eine Balkonbeobachtung je nach Lage eine ziemlich traurige Sache. Aber mit einem Tuch überm Kopf war es so schlecht nicht! Zumal die Transparenz gen Westen wirklich nicht schlecht war und so beachtlich viele Sterne und auch die Milchstraße sichtbar war - um es festzuhalten: Innerorts, von Laternen umgeben.

Das mehr als eingeschränkte Feld von meinem Balkon lies keine extravaganten Touren zu, also hieß es Mangelverwaltung. Der Schwan stand schon sehr knapp über Baum und Laterne, also hielt ich zunächst auf ein paar offene Sternhaufen nahe Sadr. Wer M29 beobachtet ist ohnehin meist verzweifelt aber ich ging heute mal mit etwas Vergrößerung ans Werk und siehe da - gar nicht so langweilig wie das Häuflein auf den ersten Blick erscheinen mag. Bei 150x (10-8mm Astrozoom Speerswaler) zeigten sich innerhalb der markanten hellen Sterne eine Vielzahl schwach aufblitzender feiner Sternchen. M39 zeigte sich da schon deutlich heller und interessanter aber stand sehr ungünstig - wie fast alles vom Balkon aus. Das "Schaukelpferd" NGC 6910 sah ich auch schon mal brilliante, dennoch schön den wohl interessantesten offenen Sternhaufen in der Nähe von Sadr wieder besucht zu haben.

Wer mich kennt wird sich fragen: Wann lässt er endlich von den Sternhaufen und geht zum Eingemachten über? Galaxien.

Das relativ gut erreichbare Sternbild Pegasus stand über dem Nachbarhaus, da sollte doch die ein oder andere Sterninsel zu holen sein. Zum Einstieg der Test ob ich schon eingerostet bin oder NGC 7331 noch finde - Glück gehabt, sie ist noch da wo ich sie das letzte Mal hab stehen lassen. Hier ließ ich mir sehr viel Zeit, wechselte die Vergrößerungen und blieb brav unter meinem Beobachtungstuch. Die Elongation war schnell offensichtlich ebenso die Lage. Bei höheren Vergrößerungen glaubt ich gar hier und da das schwache Glimmen einer der Begleitgalaxien zu sehen, aber es war nicht festzunageln, nicht hier. Stephans Quintett habe ich mir geschenkt - Frust kann ich heute gar nicht brauchen...

Aus Mangel an Aufsuchsternen musste jetzt noch etwas her, was an relativ markanter Stelle steht, leider viel mir nichts ein und ich warf einen Blick auf die Sternkarte neben mir. Nicht weit von Sheat, etwa 1/3 der Strecke zu
η Pegasi und etwa genauso weit oberhalb der Verbindungslinie fiel mir NGC 7457 in den Schoß. Helligkeitsangaben standen in der Karte natürlich nicht, aber einen Versuch sollte es wert sein. Überraschenderweise war die schwächliche Galaxie nicht nur auf Anhieb im Okular sondern auch indirekt sichtbar - nicht übel für die Balkonbedingungen. Beim Schwenken des Gesichtsfelds war klar, dass hier wirklich etwas ist. Ich fand es nicht allzu einfach auch nur die Form in etwa zu erfassen, ich fand sie wenn überhaupt dann nur schwach elongiert. Im Nachgang weiß ich nun, daß die Galaxie eine Helligkeit von 11m hat und eine relativ schwache Flächenhelligkeit, Glück gehabt sie mit dem 8er und dem Himmel überhaupt gesehen zu haben!

Nach einer guten Stunde war mir dann nicht mehr nach Balkon und Laternenschein, jedoch war der Himmel eigentlich immer noch zu gut um Schlafen zu gehen. Also schnappte ich mir kurzer Hand noch Fernglas und Kamera und sprang noch mal fix ins Astromobil um wenigtens mal einen Kilometer vor das Ortsschild zu kommen. Eine gute Entscheidung! Schon beim Losfahren sah ich, daß sich im Tal Nebel sammelt. Er schien von Minute zu Minute dichter zu werden und ich sah mich schon wieder umkehren, also ich nur wenige Hundert Meter hinter dem Ortsschild plötzlich über dem inzwischen schon richtig dichten Nebel war. Was für ein Anblick nach dem Parken! Im Tal waberte ein sanftes leicht orangeglühendes Meer, keine einzige Laterne oder Hausbeleuchtung war als Punktquelle wahrzunehmen - dann der Blick nach oben in Richtung Orion: Wow! Schuckerabbeschwaz wie meine Oma zu sagen pflegt. Also schnell das Stühlchen aus dem Kofferraum geholt und gemütlich mit dem Fernglas über den Himmel. Der Nebel wollte leider nicht im Tal bleiben und mir war klar, daß ich nicht gerade viel Zeit haben werde, also fing ich mit den niedrigen Objekten an und das ist natürlich erstmal M42. Ich glaube sogar es ist mein erster diese Saison, die schlagen einen ja häufig am meisten in den Bann. Ein heller Nebelfleck, der seine flügelartige Struktur selbst im 8x40 Fernglas schon im Ansatz zeigte, dazu das helle Glühen unzähliger Sterne. Die Hyaden natürlich auch ein herrliches Fernglasobjekt, der nahe Jupiter setzt das i-Tüpfelchen. Auch die Plejaden immer wieder gut im Fernglas - Mist Orion ist inzwischen schon am Versinken in den Nebelmassen, dann noch ein Blick in den Zenit - M31 mit gewaltiger Ausdehnung! Eine Stippvisite bei h+x, die sowieso nie fehlen dürfen aber die ich im Teleskop doch inzwischen mehr liebe als nur bei 8x. Der Nebel zieht jetzt sehr schnell und macht den Sack fast dicht. In den verbleibenden Minuten versuche ich noch die Grenzgröße zu schätzen und um Polaris kann ich zumindest sicher einen 6m1 Stern ausmachen, kann sich sehen lassen für das Taunussteiner Feld, aber liegt natürlich an der speziellen Situation des Nebels.

So war der Ausflug kurz aber knackig und ich hoffe mal auf die (bitte!) bald kommenden klaren Winternächte.

Zu guter Letzt noch ein Schnappschuss, zusammengesetzt aus drei Einzelaufnahmen 28mm ISO 400 30s f/2,8 - und genau die Blende war das Problem, hatte vergessen, daß ich die bei diesem alten M42 Objektiv nicht ganz aufdrehen darf, das Ergebnis waren extrem verpfuschte Sterne, aber für den Schnappschuss sollte es reichen

 

Donnerstag, 8. November 2012

Neue "Supererde" in habitabler Zone - Rotation wahrscheinlich!

Astronomen der ESO haben um den 6m6 hellen Stern HD 40307 im Sternbild Pictor (Maler) einen potentiellen Kandidaten für lebensfreundliche Bedingungen aufgespürt. Das Planetensystem is ca. 42 Lichtjahre entfernt.

Drei Planeten waren bereits bekannt, diese allerdings (wie so häufig) viel zu nah am Zentralgestirn - einem K 2.5 Zwergstern - um flüssiges Wasser zu ermöglichen.

Von den nun drei weiteren Planeten ist HD 40307 g mit 2/3 AE mitten in der habitalen Zone seiner Sonne. Die Masse dieser "Supererde" beträgt in etwa das siebenfache unserer Erdmasse. Besonders interessant ist die Tatsache, dass sich die Wissenschaftler sehr sicher sind, dass der Planet eine Eigenrotation aufweist, was den Planeten nicht nur der Erde ähnlicher macht sondern auch einen so genannten "Tidal Lock" ausschliesst, eine gebunde Rotation die unabhängig von der Entfernung zum Stern für stark unterschiedliche Bedinungen auf den beiden Seiten des Planeten sorgt und nicht als besonders lebensfreundlich gilt.

© 2012 Benny Hartmann

© 2012 Benny Hartmann
 


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Freitag, 2. November 2012

Mond & Jupiter Begegnung in der Morgendämmerung

Ganz unverhofftes Treffen am Morgen... Als ich eben auf den Balkon ging strahlte mich eine schöne Mond-Jupiter-Begegnung an, gleich das alte 135mm Objektiv auf die Kamera gesattelt und mehrere Aufnahmen gemacht. Zunächst dachte ich an ein Komposit, aber dann habe ich doch noch ein sehenswertes Einzelbild herausgepickt...
EOS 400D Raynox • 135mm M42 Objektiv • ISO 100 • 1/400s


 EOS 400D Raynox • 135mm M42 Objektiv • ISO 100 • 1/400s