Montag, 18. Juni 2007

BB vom 18.06.2007


Datum 18.Juni 2007
Zeit 16:00 bis 17:40
Ort Garten Wiesbaden / Stadtrand
Wetter stark wechselhafte Bewölkung
Seeing - - -
Grenzgröße - - -
Geräte 76/700 Newton / 10x50 FG

Ich bin ja eigentlich gar nicht so ein Bedeckungsfan, aber Venus und Mond am Taghimmel, das wollte ich schon mal sehen. Dadurch das die Rückbank von meinen Kindern komplett in Beschag genommen wurde und wir zur Urgroßmutter in den Garten fahren wollten, entschied ich mich das billigste Gerät meiner "Sammlung" mitzunehmen, das Tchiboskop. Dort angekommen war erstmal gar nichts zu sehen denn dicke Quellwolken versperrten die Sicht auf Mond und Venus. In einer größeren Lücke konnte ich sie dann mit freiem Auge sehen, ich war sehr überrascht wie einfach die Venus am Taghimmel zu sehen ist, aber mit dem Mond als Aufsuchhilfe konnte man sie auch praktisch nicht verfehlen. Im 10x50 konnte man genau sehen, dass es nicht mehr allzu lange dauern würde bis sich der Mond vor die kleine Sichel der Venus schiebt. Fix wurde das Equipment hinterm Haus sonnengeschützt aufgebaut und das ungleiche Paar angepeilt. Im 32mm PL war es ein schöner Anblick, die Sichel des jungen Mondes und direkt neben der unbeleuchteten Seite die im Vergleich winzige Sichel der Venus. Leider zogen immer wieder dicke Wolken durch und so verpasste ich etwas später den eigentlichen Eintritt, zwischenzeitlich gab es immer wieder größere Lücken zur reinen Mondbeobachtung, jedoch war der Kontrast nicht sehr berauschend und ob des kleinen Spiegels blieb ich in der Übersichtsvergrößerung. Der Austritt hinter der Mondseite fand ebenfalls wieder hinter Wolken statt, aber etwa 10min nach Austritt konnte ich nochmals einen Blick auf die beiden werfen. Es war eine feine Sache Venus endlich auch mal am Tag gesehen zu haben und die beiden eng beieinander stehenden so unterschiedlichen Sicheln fand ich sehr ästhetisch :)

Freitag, 15. Juni 2007

Unser Sonnensystem


3 

© 2007 Benjamin Hartmann - Das Sonnensystem (nicht massstabsgetreu)

Als Sonnensystem bezeichnet man das Stern- bzw. Planetensystem in dem unsere Erde ihre Kreise um die Sonne zieht. Mit ihr sind eine Vielzahl anderer Objekte durch die Gravitation der Sonne auf einem Rundkurs um unseren Heimatstern. Je weiter wir uns von der Sonne entfernen, desto länger braucht ein Planet oder anderes Objekt um sie zu umrunden, unsere Erde braucht für eine vollständige Umrundung die Zeit die wir ein Jahr nennen. Bevor es nun zum Aufbau des Sonnensystems und dessen Mitgliedern geht, ein Grössenvergleich unserer Planeten und des Zentralgestirns (Die Bilder dürfen bitte nur nach vorheriger Rücksprache mit mir anderweitig verwendet werden, in den meisten Fällen aber gerne ;).

Der Grössenvergleich wurde von mir in einer 3D Software erstellt, die dafür verwendeten Texturen sind ausnahmslos dem Archiv von celestiamotherlode.net entnommen, diese sind allesamt als frei verfüg- und verwendbar deklariert und basieren auf Public Domain Material der NASA. 

merkmars 


 
gasriesen 


sonne 


Aufbau des Sonnensystems

Die Sonne

Das Zentrum des Systems bildet natürlich die Sonne die zu 73,5% aus Wasserstoff und zu 25% aus Helium besteht. Sie vereint in sich 99,9% der Gesamtmasse aller Objekte des Planetensystems in sich. Ihr Durchmesser beträgt etwa 1,39 Millionen km was dem 109-fachen Erddurchmesser entspricht. In ihrem Inneren wird unter gewaltigem Druck und Temperaturen um die 15,6 Mio K Wasserstoff fusioniert und gewaltige Strahlungsenergien freigesetzt - Der Motor unseres Heimatsterns. Der mittlere Abstand Sonne-Erde beträgt etwa 150 Mio. Km, diese Strecke nennt man auch eine astronomische Einheit (AE).

Man muss unsere Sonne als galaktischen Durchschnittskandidaten ansehen was ihre Masse angeht, bei ihr handelt es sich um den Spektraltyp G2V. Trotzdem ist er natürlich als ultimativer Lebensspender für uns von herausragender Wichtigkeit. Ausserdem ist sie ein Einzelstern, das entspricht wiederum nicht dem Durchschnitt, die meisten Sternsysteme sind nämlich Doppel- oder Mehrfachsysteme.
Die Sonne im Teleskop:

Bei der Beobachtung der Sonne ist allerhöchste Vorsicht geboten, ohne geeignete Schutzmaßnahmen kann man sofort erblinden!
Durch einen Weisslichtfilter (z.B. Baader Astrosolar Folie) kann man bereits die Randverdunkelung der Sonnenscheibe sowie Sonnenflecken mit Details beobachten, auch die Granulation der Sonnenoberfläche kann so bei guten Bedingungen und qualitativ guter Optik gesehen werden. Noch interessanter zeigt sich die Sonne in so genannten H-Alpha Teleskopen oder Teleskopen mit H-Alpha Filtern, auf diese Weise sieht man in eine tiefere Schicht der Sonne und kann Flares und Fackelgebiete beobachten.

Die Planeten

Auf mehr oder weniger elliptischen Umlaufbahnen ziehen nahezu auf einer Ebene die acht Planeten des Sonnensystems ihre Bahnen, sie entstanden mit großer Wahrscheinlichkeit aus einer Staubscheibe die sich um die junge Sonne drehte. Durch die Kollision von Staubpartikel hefteten sich immer größer werdende Strukturen aneinander bis sie durch die eigene Gravitation Material aus ihrer Umgebung anzogen um sich weiter zu vergrößern, diese so genannten Planetensimale kollidierten wahrscheinlich sehr oft miteinander in der Anfangsphase des Sonnensystems, bis schliesslich die uns bekannten Planeten aus dieser chaotischen Frühphase hervorgingen, vier kleine Gesteinsplaneten, vier große Gasplaneten und eine Unzahl an Kleinkörpern von mikroskopischen Größen bis zur Größe von kleinen Planeten.

Merkur

Der innerste Planet steht in nur etwa 58 Mio km Entfernung zur Sonne, er hat äusserlich eine große Ähnlichkeit mit dem Erdmond, ist von Einschlagskratern übersäht und hat keine nenneswerte Atmosphäre. Die Temperaturen sind extremen Schwankungen unterworfen, so herrschen auf der Tagseite Temperaturen bis zu 467° C, auf der Nachtseite fällt das Thermometer auf ungemütliche -183° C. Mit einem Durchmesser von 4878 km ist er nur wenig größer als unser Erdmond. Wegen seiner problematischen Lage so nah an der Sonne ist der Planet bisher nur ein einziges Mal von einer Forschungssonde besucht worden, von Mariner 10 im Jahre 1974 und 1975.
Merkur im Teleskop:
Im Teleskop kann man auf Merkur i.d.R. keine Oberflächendetails erkennen, wohl aber seine Phasengestalt, die wie die der Venus der des Mondes ähnelt.

Ø Entfernung zur Sonne
0,3871 AE
Durchmesser
4878 km
Umlaufzeit
88 Tage
Rotation
58,65 Tage
Abstand zu Erde
78 - 220 Mio km
Monde
0

Venus

Die Venus könnte man als die Schwester der Erde bezeichnen, ist sie doch mit einem Durchmesser von 12103,6 km Durchmesser fast von identischer Größe. Im Abstand von etwa 108 Mio km zieht sie ihre Bahn um die Sonne. Ein Tag bzw. eine Rotationsperiode dauert auf der Venus länger als ein Umlauf um die Sonne (also ein Venusjahr). Der Planet Venus ist von einer sehr dicken Atmosphäre umgeben die den Planeten dauerhaft verhüllt, dies ist auch der Grund warum man sich lange Zeit schwer tat Details beim Beobachten durch Teleskope zu entdecken. Hauptsächlich besteht die Atmosphäre aus Kohlendioxid. Durch die Dichte der Atmosphäre herrscht am Boden ein Druck wie er auf der Erde nur in der Tiefsee vorkommt, nämlich gut 50 mal größer als auf der Erdoberfläche. Auf der Venus herrschen höllische Temperaturen von über 460° C! Diese außergewöhnlichen Bedingungen sind auch der Grund warum bisher nur sehr wenige Bilder von der Planetenoberfläche verfügbar sind, die einzigen Sonden die solchen Extrembedingungen für einige wenige Minuten standhalten konnte waren die sowjetischen Venerasonden die einige wenige Bilder von der Oberfläche zur Erde funken konnten. Spätere Sonden die allerdings nie wieder landeten kartografierten die Venusoberfläche durch Radar, so zum Beispiel die US-amerikanische Sonde Magellan. Aktuell ist die europäische Sonde Venus Express in der Umlaufbahn und hat Mitte 2006 seine Forschung begonnen.

Venus im Teleskop:
Da die Venus von einer sehr homogenen dicken Wolkenschicht umgeben ist, kann man auf ihre keinerlei Details erkennen, trotzdem ist die Beobachtung lohnend, zeigt sich doch an der Venus eine sehr ausgeprägte Phasengestalt die der des Mondes ähnelt.

Ø Entfernung zur Sonne
0,723 AE
Durchmesser
12103,6 km
Umlaufzeit
224,7 Tage
Rotation
243 Tage
Abstand zu Erde
38,4 - 261,6 Mio km
Monde
0

Erde

Die Erde, der Planet auf dem wir leben hat einen Durchmesser von 12756 km und kreist im Abstand von 1 AE ~ 150 Mio km um die Sonne. Wie jeder von uns tagtäglich feststellen kann bietet die Erde moderate Temperaturen und alles was es zur Entwicklung von Leben gebraucht hat. Ihre Atmosphäre besteht derzeit aus 78% Stickstoff und 21% Sauerstoff (ob das so bleibt wird sich zeigen). Die Durchschnittstemperatur auf der Erde beträgt angenehme 15° C und sie ist zur Zeit der einzige Planet auf dem es nachweislich flüssiges Wasser gibt, eine Grundvorrausetzung für Leben. Welch fein abgestimmte Systeme den Planeten noch so hervorragend geeignet für das uns bekannte Leben machen würde den Rahmen sprengen und wird einmal in einem gesonderten Artikel behandelt. Die Erde hat einen für ihre Größe ungewöhnlich großen Mond, den Erdmond der einen Durchmesser von 3476 km hat, über keine nennenswerte Atmosphäre verfügt und hauptsächlich durch Einschlagskrater und die Maria (Meere) geprägt ist. Der Erdmond ist der bisher einzige Himmelskörper auf den Menschen ihren Fuss gesetzt haben.

Ø Entfernung zur Sonne
1 AE
Durchmesser
12756 km
Umlaufzeit
365,25 Tage
Rotation
23h 56min
Abstand zu Erde
-
Monde
1

Mars

Der Planet Mars fasziniert die meisten wie kein anderer Planet, das liegt wohl zum einen daran, dass er durch die zahlreichen Raumfahrtmissionen häufig in den Medien auftaucht und zum anderen daran, dass sich viele Mythen, Romane und Filme mit einer fiktiven Zukunft der Menschheit auf unserem Nachbarplaneten beschäftigen. Er ist mit einem Durchmesser von 6805 km wesentlich kleiner als die Erde, was mit einer geringeren Masse einhergeht (lediglich 1/10 Erdmasse). Die Atmosphäre des Mars ist äusserst dünn und besteht zu fast 95% aus Kohlendioxid, der atmosphärische Druck beträgt nur 0,75% der irdischen. Durch seine weiter entfernte Stellung zur Sonne sind die Temperaturen bei weitem nicht so moderat wie auf der Erde, trotzdem können am Äquator maximal 20°C erreicht werden, nachts gehen diese aber wieder auf unter -80° C zurück. Durch seine Neigung gibt es auf dem Mars ebenso wie auf der Erde Jahreszeiten, die Auswirkungen zeigen sich sehr gut an der sich im Laufe der Jahreszeiten wandelnden Polkappen die hauptsächlich aus gefrorenem Kohlendioxid und zu einem kleinen Teil aus Wassereis bestehen. Ob Leben jemals in der Lage war auf unserem kleinen Bruder Fuss zu fassen ist nach wie vor umstritten und wird wohl auch in näherer Zukunft im Dunkeln bleiben. Die Oberfläche ist zwar auch stark von Einschlagkratern geprägt, aber auch vollkommen kraterfreie Gebiete, Canyons und Vulkane (nicht tätig) prägen die Landschaft, er besitzt den sonnensystemweit größten Vulkan, den Olympus Mons mit einer unglaublichen Höhe von über 26km! Schon seit den 60ern wird der Mars von Sonden untersucht, man kann heutzutage schon von richtig viel Verkehr im Orbit sprechen, aktuell befinden sich die Sonden Global Surveyor, Mars Odysee, Mars Express und Mars Reconnaisance Orbiter im Orbit des Planeten. Eine bemannte Marsmission ist immer wieder im Gespräch wird aber eine ganz andere Dimension als eine Mondmission haben, weshalb wir sicher noch einige Dekaden darauf warten müssen.
Mars im Teleskop:

Während seiner Opposition kann der Scheibchendurchmesser schon eine beachtliche Größe erreichen. Im Teleskop kann man die Polkappen sowie größere Oberflächenmerkmale des Planeten beobachten, auch seine bläulich schimmernde Atmosphäre kann mitunter ausgemacht werden. Oftmals bedecken planetenweite Sandstürme den Planeten, diese sind dann ebenfalls zu sehen, allerdings verdecken diese dann die Oberflächendetails.

Ø Entfernung zur Sonne
1,524 AE
Durchmesser
6805 km
Umlaufzeit
687 Tage
Rotation
24h 37min
Abstand zu Erde
55,8 - 402,45 Mio km
Monde
2

Jupiter

Der Planet Jupiter ist der uns am nächsten stehende Gasplanet und gleichzeitig das größte Objekt im Planetensystem nach der Sonne, darüber hinaus ist er der sich am schnellsten drehende Planet, ein Tag dauert dort nur 9h 55m.. Interessant ist auch Jupiters Rolle der Revolution unseres Weltbildes. Als Galileo Galilei sein erstes Fernrohr auf den Planeten richtete fand er schnell heraus, dass sich vier gut sichtbare Monde (die galileischen Monde Io, Europa, Ganymed und Callisto) um Jupiter bewegen, bis zu diesem Zeitpunkt war es der unumstössliche Glaube dass sich jeder einzelne Körper des Himmels einzig und allein um die Erde dreht die unangefochten im Zentrum des Universums stand. Eine Berühmtheit auf dem Planeten ist neben der Wolkenbänder die von der Erde aus zu beobachten sind, der große rote Fleck (GRF), ein gigantisches Sturmgebiet, das bereits seit 300 Jahren beobachtet wird und den doppelten Erddurchmesser aufweist. Der Planet besteht zu 89,8% aus Wasserstoff und zu 10,2% aus Helium, eigentlich ist er eine verhinderte Sonne, wäre Jupiter in der Lage gewesen in der Zeit der Entstehung des Sonnensystems noch mehr Gas an sich zu binden, hätte auch ihn seinem Zentrum die Kernfusion eingesetzt und unser Sonnensystem wäre ein Doppelsternsystem geworden, ob sich das mit der Entstehung von Leben vertragen hätte sei dahingestellt. Seine gewaltige Masse (mehr als alle anderen Planeten zusammen) erfüllt eine lebenswichtige Funktion für die Erde, durch seine starke Gravitation zieht er vagabundierende Asteroiden ein und stabilisiert den Asteroidengürtel der zwischen Mars und Jupiter im All schwebt, ohne Jupiter wäre die Erde wohl auch heute noch einem starken Bombardement von Gesteinsbrocken ausgesetzt und das Leben wie wir es kennen hätte wohl niemals eine solche Vielfalt und Niveau erreichen können. Von besonderem Interesse sind auch die Monde des Jupiter, die vier größten (galileischen) Monde haben die Größe von kleinen Planeten und sind geologisch wohl aktiv, auf dem Mond Europa wird sogar ein gigantischer flüssiger Wasserozean unter einer 100km dicken Eiskruste vermutet. Auch Jupiter ist in den vergangenen drei Jahrzehnten von diversen Sonden besucht worden, Pioneer 10 und 11, Voyager 1 und 2, Ulysses, Galileo und Cassini. Die Sonde New Horizons die auf dem Weg zu Pluto ist, hat Anfang 2007 ebenfalls beeindruckende Aufnahmen von Jupiter zur Erde gesendet.

Jupiter im Teleskop:

Schon bei niedrigsten Vergrößerungen kann man den Tanz der galileischen Monde um Jupiter beobachten. Ebenfalls sofort auffällig sind die verschiedensten atmosphärischen Wolkenbänder. Bei entsprechenden Bedingungen und Optik sind auch der GRF sowie andere atmosphärische Details auszumachen. Ebenfalls interessant sind die Vorrübergänge (Transits) der Monde, die dann auch mitunter gut sichtbare Schatten auf dem Planeten werfen.

Ø Entfernung zur Sonne
5,204 AE
Durchmesser
142984 km
Umlaufzeit
11,86 Jahre
Rotation
9h 55min
Abstand zu Erde
590,1 - 970,65 Mio km
Monde
63

Saturn

Wie der Gasplanet letzhin zu seinem Spitznamen "Herr der Ringe" kam kann jeder nachvollziehen, der diesen Planeten durch ein Teleskop beobachtet. Um ihn herum schwebt ein gigantisches Ringsystem, das aus unzähligen Staub- und Eispartikeln unterschiedlichster Größe besteht. Wie auch Jupiter ist Saturn ein Gasplanet, das heisst er besitzt keine feste Oberfläche. Er besteht fast vollständig aus Wasserstoff (96,3%). Saturn hat die geringste Dichte aller Körper im Sonnensystem, dadurch ist er obwohl nur wenig kleiner als Jupiter, nur etwa 1/3 seiner Masse schwer. Im Laufe der Jahre ändert sich zunehmend der Anblick Saturns den wir von der Erde aus haben, je nachdem wie seine Stellung zu uns ist, sieht man seine Ringe eher von der Seite (Kantenstellung) oder in der Draufsicht was einen erheblichen Einfluss auf die Ringsichtbarkeit hat. Eine weitere Besonderheit des Gasriesen ist sein Mond Titan, er ist der zweitgrösste Mond im gesamten Sonnensystem und mit 5150km Durchmesser größer als der Planet Merkur und auch als unser Erdmond, doch das herausragende Merkmal des Trabanten: Er hat als einziger Mond eine dichte Atmosphäre! Durch den Besuch der Sonde Cassini die seit 2004 eindrucksvollste Bilder und Daten vom Ringplaneten zur Erde funkt, konnte sogar eine Landeeinheit mit dem Namen 'Huygens' auf Titan landen und seine Oberfläche und die Atmosphäre untersuchen. Ähnlich der Erdatmosphäre besteht auch die Titanatmosphäre zu einem überwiegenden Großteil (94% Titan zu 78% Erde) aus Stickstoff, jedoch besteht der Rest hauptsächlich aus Methan und Argon. Auf der Oberfläche findet sich Wassereis und Seen aus Methan, es gibt sogar die Hypothese dass sich einige km unter der Oberfläche ein flüssiger Wasserozean befinden könnte, der allerdings nur durch die starke Durchsetzung mit Ammoniak bei -20° C noch flüssig wäre. Da in seiner Atmosphäre auch organische Verbindungen nachgewiesen konnten und die Zusammensetzung der Atmosphäre der Ur-Erde ähnelt, gilt Titan als Kandidat Nummer Eins für eventuell niedrigste Formen des Lebens im Sonnensystem. Ausser der bereits genannten Cassini-Sonde wurde Saturn bereits von Pioneer 11, sowie Voyager 1 und 2 besucht.

Saturn im Teleskop:

Das herausragende Merkmal, das den Planeten zum Liebling aller Beobachter macht ist sein Ringsystem. Schon mit kleinen Optiken ist bei guten Bedingungen und passender Ringstellung die so genannte Cassiniteilung im Ringsystem auszumachen, bei größeren Geräten mit hochwertiger Optik sind sogar noch weitere Abstufungen zu sehen (Encke-Minimum). Auch Saturn zeigt atmosphärische Details und Polregionen, jedoch etwas schwächer als die des Jupiter.

Ø Entfernung zur Sonne
9,582 AE
Durchmesser
120536 km
Umlaufzeit
29,46 Jahre
Rotation
10h 47min
Abstand zu Erde
1,198 - 1,508 Mrd km
Monde
59

Uranus

Auch Uranus zählt zu den Gasriesen, doch ist er mit 51118km bereits wesentlich kleiner als seine grossen Brüder Jupiter und Saturn. Das Besonder an diesem Planeten ist jedoch, dass er als erster Planet nicht bereits im Altertum bekannt war sondern erst in der Neuzeit und zwar im Jahre 1781 von Sir Wilhelm Herschel entdeckt wurde.  Er besteht wie auch die anderen Gasplaneten hauptsächlich aus Wasserstoff (82,5%) und Helium (15,2%). Den Planet umkreisen 27 bekannte Monde und erst ein einziges Mal wurde er von einer Raumsonde besucht, Voyager 2, die Bilder von ihm und seinen Monden zur Erde schicken konnte.

Uranus im Teleskop:

Relativ unspektakulär zeigt sich der Planet im Teleskop als bläuliche kleine Scheibe bei hohen Vergrößerungen.

Ø Entfernung zur Sonne
19,201 AE
Durchmesser
51118 km
Umlaufzeit
84 Jahre
Rotation
17h 14min
Abstand zu Erde
2,589 - 3,166 Mrd km
Monde
27

Neptun

Neptun wurde wie auch Uranus erst in neuerer Zeit entdeckt und zwar erst im Jahre 1846, er war der erste Planet der praktisch 'am Schreibtisch' entdeckt wurde, da die Bahndaten des Uranus nicht so recht ins Bild des Aufbaus des Sonnensystems passen wollten und man daher davon ausging, dass es noch einen weiteren großen Planeten in unserem Planetensystem geben müsste. Interessant ist auch das erst im Jahre 2011 Neptun wieder die Stelle seiner Umlaufbahn um die Sonne erreichen wird als er 1846 von Johann Gottfried Galle in Berlin zum ersten Mal beobachtet wurde. Neptun besteht zu etwa 80% aus Wasserstoff und 19% Helium. Sein grösster Mond ist Triton mit 2707km Durchmesser auf dem große Mengen von Wassereis nachgewiesen wurden. Auch Neptun wurde erst ein einziges Mal durch eine irdische Sonde besucht, Voyager 2.

Neptun im Teleskop:

Wie Uranus ist auch Neptun nur als sehr kleines farbiges Scheibchen zu sehen uns lässt sich bei hohen Vergrößerungen so von einem Stern unterscheiden.

Ø Entfernung zur Sonne
30,047 AE
Durchmesser
49528 km
Umlaufzeit
164,8 Jahre
Rotation
16h 6min
Abstand zu Erde
4,317 - 4,699 Mrd km
Monde
27

Asteroiden

Ausser den Planeten des Sonnensystems befinden sich noch unzählige Kleinkörper darin die wohl in die Milliarden gehen. Bei den Asteroiden unterscheiden man Typen und Arten je nach Zusammensetzung und wo sie sich befinden. So gibt es Arten die hauptsächlich aus Kohlenstoff bestehen, andere sind Gesteinsasteroiden und wiederum andere bestehen zu einem Grossteil aus Eisen. Eine grosse Ansammlung dieser Überreste aus der Entstehungszeit des Planetensystems findet man im Asteroidengürtel der sich zwischen Mars und Jupiter bewegt. Nun darf man sich darunter nicht wie in den meisten Science Fiction Filmen dargestellt einen dichten Gürtel vorstellen in dem es vor Asteroiden nur so wimmelt sondern in Wahrheit so weit voneinander entfernt sind, dass es schon ein grosser Zufall wäre mit einem durch den Gürtel fliegendem Raumschiff einen Asteroiden zu treffen. Früher nahm man an, dass die Asteroiden Trümmerstücke eines verhinderten Planeten wären, der durch einen Zusammenprall in der Entstehungphase zerrissen wurde, doch neueste Untersuchungen belegen, dass alle Asteroiden des Hauptgürtels nur etwa 5% der Erdmondmasse ausmachen und somit viel zu wenig um einen größeren Planeten zu bilden. Das größte Exemplar ist Ceres, der etwa 1/4 Monddurchmesser hat aber nur einen Bruchteil seiner Masse, dieser Körper hat als einziger Asteroid genug Masse auf sich vereint um eine Kugel zu bilden was immer mal wieder zu Diskussionen geführt hat ob man ihn nicht doch als Planeten bezeichnen müsste, doch seit der Abstimmung 2006 der IAU (Internationale Astronomische Union), bei der auch der Kleinkörper Pluto seinen Planetenstatus verlor, ist dies (vorerst) vom Tisch. 

Kuipergürtel

Ähnlich dem inneren Asteroidengürtel ist der Kuipergürtel eine Zone in dem sich Unmengen von unterschiedlich großen Objekten aufhalten. Er liegt im Bereich von 30 bis 50 Astronomischen Einheiten (4,5 bis 7,5 Milliarden Kilometer) hinter der Neptunbahn. Das wohl bekannteste Objekt (KBO=Kuiper Belt Object) ist wohl Pluto, dem immerhin 76 Jahre lang (1930-2006) die Ehre zu teil wurde als neunter Planet des Sonnensystems zu gelten. Nach einer Neuordnung der Begrifflichkeiten, ausgelöst durch mehrere Entdeckungen weiterer großer Objekte im Kuipergürtel, gilt er nun mehr als Zwergplanet. Weitere große Vertreter der KBOs, die mitunter sogar größer als Pluto sind, Eris, Sedna, Orcus und Quaoar. Bisher ist noch keine Raumsonde zu Pluto oder weiter entfernten Objekten vorgedrungen, doch die 2006 gestartete Raumsonde New Horizons wird voraussichtlich im Jahre 2015 Pluto passieren und dabei erstmals hochaufgelöste Bilder des Zwergplaneten zur Erde senden können, bisher sind selbst die Aufnahme mit dem Hubble Space Telescope nicht viel mehr als ein stark verschwommener Klecks.


1
© 2007 Benjamin Hartmann
 
Oortsche Wolke & Kometen

Als Oortsche Wolke wird ein schalenförmiger Bereich genannt, der das Sonnensystem umschliesst, aus ihm sollen die Kometen die wir im inneren Sonnensystem beobachten können, stammen. Einen direkten Beweis für die Existenz dieser Wolke gibt es nicht und wird es möglicherweise auch nie geben, denn sie soll sich im Abstand zwischen 300 und 100.000 Astronomischen Einheiten befinden, das heisst die äusseren Bereiche lägen bereits 1,5 Lichtjahre (!) von der Sonne entfernt. Trotzdem wird sie allgemein anerkannt weil sich nur durch ein gigantisches Reservoir an Eis- und Gesteinskörpern erklären lässt, dass sich auch heute noch, über 4,5 Milliarden Jahre nach Entstehung des Sonnensystems, Kometen in das innere Sonnensystem aufmachen, denn bei jedem Umlauf verlieren sie an Material so dass sie bei weitem keine so lange Lebensdauer haben. Der Theorie nach werden die Kometenkerne aus der Oortschen Wolke durch die Gravitation eines "nah" vorbeilaufenden Sterns so gestört, dass sie sich auf den Weg Richtung Gravitationszentrum, also Sonne, machen. Kommen sie nun in die Nähe der Sonne, wird durch den Sonnenwind der Körper erhitzt und er verliert in ihm enthaltene Gase und leichte Staubpartikel die wir dann oftmals als leuchtenden Schweif beobachten können.

2
© 2007 Benjamin Hartmann

Quellennachweise: [www.wikipedia.org]/[dtv-Atlas zur Astronomie 1973]/[www.nasa.gov]/[Die Kosmos Himmelskunde - Hermann]/[Der Schweif des Kometen - Neil F. Comins]/[www.jpl.nasa.gov]/[Entering Space - Dr.Robert Zubrin]/[und viele weiter Werke auf die sich mein Wissen gründet, denen ich aber keine direkten Daten oder Sachverhalte entnommen habe :-)]]

Samstag, 9. Juni 2007

BB vom 09.06.2007


Datum 09.Juni 2007
Zeit 23:30 bis 3:30
Ort Feld bei Heidenrod
Wetter Schleierwolken, kurzzeitig auch stärker bewölkt
Seeing wechselhaft
Grenzgröße - - -
Geräte 8" f/6 Dobson

Trotz einiger Wolken am Himmel wagten wir (Armin, Katrin und ich) das Treffen auf dem Feld. Als wir gegen halb zwölf dort eintrafen war es in Hoizontnähe fast umlaufend bewölkt. Die ersten Blicke auf Jupiter nach dem Aufbauen zeigten darüber hinaus ein schreckliches Seeing, in keinem der Geräte (4,5" - 8" -12,5") konnte mehr als verwaschen aussehnde Äquatorialbänder ausgemacht werden, das sollte sich aber später noch ändern, in ruhigen Momenten waren dann doch schon einige Strukturen mehr zu erkennen, so Ausreisser in den dunklen Äquatorialbändern, weiße Bänder und noch einiges mehr, allerdings nur in den seltenen Momenten in denen das Seeing kurz Gnade mit uns hatte.

Ich begann meine Tour im Hercules bei den beiden Kugelsternhaufen M13 und M92. M13 war bereits in der Übersichtsvergrößerung mit dem 2" 30mm Reese in den Randbereichen aufgelöst und körnig. Im 10mm Plössl zeigte er dann seine wahre Pracht, aufgelöst bis ins Zentrum, das aber trotzdem noch einen nebligen Hintergrund behielt. Im Laufe des Abends teteste ich das 10mm und 14mm Speers Waler von Armin (mein 10mm Speers war im Laufe des Tages angekommen aber noch bei den Nachbarn hinterlegt), M13 sah nochmals um Welten besser aus im Speers, abgesehen vom sehr angenehmen Einblick, dem riessigen Feld war das Bild auch wesentlich heller und brillianter, wegen des mauen Seeings verzichtete ich auf höhere Vergrößerungen.
Einen vergleichsweise kurzen Blick warf ich auf M51, die Materiebrücke war ansatzweise zu sehen aber der leichte Dunst sorgte dafür, dass er heute nicht ganz so beeindruckend war. Das selbe galt für M81 und M82 die ich kurz besuchte. Zusätzlich störte heute eine Feier im nahegelegen Vereinsheim der Fussballer und die ständig ankommenden und abfahrenden Autos :-/ Durch die wechselhafte Bewölkung konnte ich zu späterer Stunde zwei Kugelsternhaufen im Skorpion aufspüren. M4 der wesentlich größere der beiden soff förmlich im Horizontdunst ab, beim ersten Anpeilen habe ich ihn glatt übersehen, bei moderat höheren Vergrößerungen zeigte er sich als nicht stark konzentriert und unregelmäßig von der Form, trotz des hellen Himmelshintergrunds löste er sich teilweise auf. Der zweite Kugelsternhaufen im Skorpion M80 hat nur etwa 1/4 der Größe von M4 ist aber viel stärker konzentriert und stand etwas höher was ihn leichter beobachten lies. beeindruckend war auch der Hantelnebel M27 der bei verschiedenen Vergrößerungen nicht nur problemlos charakteristische Form zeigte sondern auch innere Struktur.

Nun ging ich in den Schwan um den Cirrusnebel aufs Korn zu nehmen, in meinen eigenen Geräten hatte ich ihn bisher noch nicht gesehen, wohl aber schon des öfteren in anderen, allen voran in Armins 12,5"er. Das Anpeilen von 52Cygni war problemlos, nur den Schleiernebel NGC 6990 konnte ich erst nicht wahrnehmen, insbesondere das Streulicht von den Fussballern erschwerte die Wahrnehmung, so sah ich zwar schon ein Leuchten um den Stern herum aber konnte überhaupt nicht einschätzen ob das nun der Nebel ist, oder Streulicht im Okular. Erst als gegen 2 Uhr die Lichter langsam ausgingen und ein Großteil der Feierwütigen nach Hause fuhr sah ich den Nebel definitiv im 32mm Plössl mit eingeschraubten UHC Filter, danach konnte ich ihn auch relativ problemlos ohne Filter sehen, mit Filter kommt er aber viel besser zur Geltung und lässt sich schöner beobachten. Den Ostteil des Cirrusnebels fand ich dagegen relativ schnell (NGC 6992), feine Fillamente zogen sich über mehrere Gesichtfelder über den Himmel, bei passender Gelegenheit ein Pflichtobjekt für eine Zeichnung, mit UHC Filter war auch dieser Teil sehr beeindruckend. Als nächstes versuchte ich mein Glück an NGC 7000 dem Nordamerikanebel. Auch das blieb erstmal ohne Erfolg, Armin meinte, der müsse ja auch schon im kleinen 4,5"er von Katrin zu sehen sein und übernahm das Anpeilen, obwohl der "kleine Orion" als Aufsuchhilfe nach einiger Zeit gefunden war blieb der Nebel aber "verschwunden". Der Grund war so einfach wie ärgerlich, über dem Schwan lagen inzwischen Wolken.

Jetzt wurde es erstmal richtig lustig, die letzten sturzbetrunkenen Jugendlichen zogen von ihrer Feier in unsere Richtung. Bei uns angekommen wollten sie natürlich erstmal wissen was wir hier nachts auf dem Feld veranstalten: 

"Na Sterne gucken"

"Joa, ei Sterne seh isch heute auch ganz viele, fällt mir grad ma so auf..."

Wir zeigten ihnen Jupiter mit den galilleischen Monden.

"BOah krass, wie viel Monde hat das Teil eigentlich? Und wie heißt dieser krass heller Planet da oben?

"Das ist die Vega, das ist aber ein Stern."

"Und wie viel Monde hat der?"

So ging das eine ganze Zeit, einer brauchte schon meine Hilfe um überhaupt noch seine Schnappsflasche aufzubekommen :-) h+x Persei löste nochmal Staunen aus:

"Ey hart, so viele Monde, das sind ja mindestens mal 30... oder noch viel mehr *hicks* hier nehmt mal n Schluck, dann seht ihr noch mehr Sterne"

Er lies sich dann doch nochmal die Vega zeigen...

"Ich seh nur son hellen Punkt, keine Monde und nix"

Meine Erklärung dazu hat er wohl nicht so ganz verstanden und wollte den Stern doch gerne mal größer sehen, etwas fieser Weise tat ich ihm den Gefallen und defokusierte die Vega maximal :-D

"Ey Jungs, hammerhart das Teil ist riessig und ich seh sogar das schwarze Loch!"

Nach einer Viertelstunden machte sich die Gruppe dann doch auf den Heimweg, abe rnich ohne dass ich der den ich durch das Teleskop habe schauen lassen mich nochmal in den Arm genommen hat mit den Worten:

"Ey Kollege, vielen Dank für den tollen Saturn."
Ich lies es dabei bewenden :)

Im Osten zeigte sich ein intensives Wetterleuchten und wir befürchteten schon schnell einpacken zu müssen, aber das Gewitter zog nördlich an uns vorbei. Die Beölkung wurde leider insgesamt dichter und so warf ich noch einige Blicke auf den tiefstehenden h+x der durch den Horizontdunst nicht annähernd so gut aussah wie sonst und die noch niedriger stehende Andromedaglaxie war ebenfalls ein strukturloser Matchfleck. Nun brach plötzlich der Mond durch die horizontnahen Wolken, damit war jedes weitere DS Beobachten relativ witzlos. Also plauderten wir noch eine Weile und dann bemerkten wir das a.) nahezu alles was wir dabei hatten böse zugetaut war und b.) dass es Osten bereits anfing zu dämmern.

Obwohl die Bedingungen mal wieder nicht dem entsprachen was wir uns vorgestellt hatten (wann wäre das auch mal so), war es trotzdem ein lustiger und interessanter Beobachtungsabend. Dankend will ich noch erwähnen, dass Armin mir trotz erheblichen Umweg Geleitschutz bis Taunusstein gab weil ich vergessen hatte zu Tanken und die Nadel nur noch 1mm vor Ende des roten Bereichs lag, hat aber noch gereicht :-D

Dienstag, 5. Juni 2007

BB vom 05.06.2007

Datum 05.Juni 2007
Zeit 22:30 bis 23:30
Ort Feldweg nördlich von Taunusstein
Wetter Cirren, schmodderig
Seeing schlecht
Grenzgröße ~ 4m
Geräte 8" f/6 GSO & Bresser 10x50 FG


Heute Abend wollte ich den Transit von Io vor Jupiter beobachten der im Laufe dieses Transits seinen eigenen Schatten bedecken sollte, kommt auch nicht sooo oft vor.

Passenderweise war heute auch die erste Nacht seit Längerem in der keine geschlossene Wolkendecke die Sicht gen Himmel versperrte. Zunächst wurde der Dobs kurz justiert, immerhin war er durch meinen Umzug nun fast vier Wochen zur Untätigkeit verdammt gewesen. Als erstes wurde die Venus angepeilt. Bereits im 32mm PL war die Phasengestalt erkennbar, noch besser im 10mm PL. Auch Saturn war recht nett aber nicht mein Hauptziel dieses Abends. Der Himmel war stark aufgehellt und Cirren waren stellenweise zu sehen. Richtung Rhein-Main-Gebiet war die Aufhellung immens und Dunst lag in dieser Richtung - leider auch Jupiter. Schon bei der Aufsuchvergrößerung schwante mir, dass die Bedingungen nicht wirklich geeignet sein werden. Bei 120x zeigte sich Jupiter durch das schlechte Seeing und die miese Sicht verschwommen und nur ansatzweise waren äquatoriale Bänder sichtbar, das hatte ich bereits besser im kleinen 70mm Refraktor gesehen, im 5mm LE wurde es selbstverständlich nicht besser, also verzichtete ich auf weiteren Frust an Jupiter und suchte mir eine andere Beschäftigung.

Als erstes Stand der erste Test bei Nacht des 10x50 Lidl (Bresser) Fernglases auf dem Programm. Was ich bereits bei den ersten Blicken durch das FG gemutmasst habe traf auch zu. Das Fernglas ist ob des Preises von sehr überraschender Qualität was die Abbildung angeht. Das Bild ist scharf, hell und kontrastreich, stellt man die unterschiedlichen Daten und Bedingungen in Rechnung ist es auf jedenfall nochmals merklich besser als mein TS 8x56. Als erstes schwenke ich über den großen Bären, M81 und M82 fallen mir nicht ins Auge aber die Cirren machen den Abend auch nicht wirklich zu einem DS Abend. M13 hingegen sehe ich auf Anhieb als recht großen, unregelmäßigen Nebelfleck. Auch M92 ist gut zu sehen, ein Schwenk über die Milchstrasse im Schwan der leider im Dunst steht. Das Glas liefert ein wirklich helles Bild, selbst bei den widrigen Bedingungen, der Kauf hat sich m.E. auf jeden Fall gelohnt.

Auf den Geschmack gekommen, suche ich M13 und M92 auch noch mal mit dem Dobson auf, im 32mm Aufsuchokular schwebt M13 als körniger Wattebausch in der Gesichtsfeldmitte. Mit dem 10mm PL löst er sich vor meinen Augen in tausende Einzelsterne auf. M92 ist nicht viel minder beeindruckend. Nach einer Weile entschliesse ich mich dann aber doch meine Sachen wieder zu packen, doch vorher teste ich noch schnell diese ominöse Fernglasbrille 3x25 die vor einigen Tagen kam. Der Tunnelblick ist nicht übersehbar, die Brillianz des Bilds lässt zu wünschen übrig aber lustig ist es trotzdem. Einige Größenklassen Gewinn bringt es sicher, ohne das genau ausgewertet zu haben, aber M13 kann ich sehen. Die geringe Vergrößerung bietet trotz eingeengtem Sichtfeld interessante Anblicke. Der Körper von Herkules ist problemlos zu überblicken, ebenso Lyra und andere kleinere Sternbilder. Mal sehen was es bei passender Gelegenheit unter gutem Himmel zeigt.

Freitag, 1. Juni 2007

Bresser 76/700 Newton (TCM "Tchiboskop")

Hersteller: Bresser / in ähnlicher Form von vielen Herstellern
Öffnung: 76 mm
Brennweite: 700 mm
Bauart: Newton
Okularauszug: 1,25" (ACHTUNG: Ältere Modelle haben einen 1" OAZ)
Neupreis: ca. 80€
Noch in Besitz: JA
Um mal alles mitgemacht zu haben, leistete ich mir vor Kurzem das legendäre und gefürchtete Tchiboskop, ein 76/700 Newton von der Tchiboeigenmarke TCM auf zweifelhafter azimutaler Montierung. Es muss sich um ein relativ neues Modell handeln, denn der Sucher ist bereits ein Leuchtpunktpeiler. Dieser ist auch das einzige Teil am Gerät das defekt ist, wahrscheinlich durch diesen in der Auktion beschriebenen Defekt zahlte ich die stattliche Summe von 3,05€.
 
Das Gerät muss sich ob des Preises und der Öffnung direkt mit dem Skylux 70/700 Refraktor aus gleichem Hause messen lassen. Ich konnte beide ausgiebig parallel einsetzen und kam zu dem Schluss, dass die optische Qualität und Abbildung nur sehr leicht abweicht, auch wenn eine gute Justage bei dem Öffnungsverhältnis des "Tchibos" nicht ganz so kritisch ist, scheinen doch immer wieder sehr stark dejusierte Exemplare verkauft zu werden was natürlich die optischen Fähigkeiten stark einengt. 

Bei guter Justage und besseren Okularen schmolzen die optischen Unterschiede zwischen 70/700 Refraktor und 76/700 Newton dahin. Trotzallem hat es der Newton sehr schwer gegenüber dem Skylux, wird er doch mit nahezu unbrauchbaren Okulanren und einer mehr als nervtötenden azimutalen Montierung verkauft die kurzfristig zum Aufgeben bewegen wird. Auch wenn dieser Newton im Handel nochmals 20€ günstiger ist als das berühmte Lidlscope ist sein Preisleistungsverhältnis vergleichsweise schlecht. Die Gebrauchtpreise sind in der Regel astronomisch niedrig auch wenn oft versucht wird das Gerät zu abstrusen Preisen zu verkaufen, so kostete solche ein Gerät nur einen Bruchteil des Neupreises wähernd der Skylux während des Jahres fast für den Neupreis verkauft werden kann.

Da ich vor einiger Zeit die Wackeldackelmontierung an einen Bekannten verschenkte sah mir der kleine Spiegel sehr verlassen aus so dass ich ihm eine Rockerbox spendiert habe. Der daraus resultierende Dobsonumbau schaffte es sogar in die Zeitschrift "Sterne und Weltraum" >Umbaubericht<

Fazit:

Extrem viele Einsteiger bzw. Interessierte scheinen  dieses Teleskop zu besitzen und nicht wenige geben ihr neu gewonnenes Interesse wieder auf, weil das Gerät so viele Fallstricke bietet. Vom Kauf ist in jedem Fall abzuraten, zumal es auch immer noch Versionen dieses Gerätes gibt, die nicht mit einem 1,25", sondern einem hoffnungslos veralteten 1" Okularauszug verkauft werden. Allenfalls von Interesse ist es für Bastler die ein kleines günstiges Kinderteleskop bauen möchten. So rettete ich vor Kurzem auch nochmal ein Exemplar vor dem einsetzenden Regen auf einem Flohmarkt, im Gegenwert einer Schachtel Zigaretten...

Kuriosum: Ich fand zu Silvester 2012 noch einen idealen Einsatzzweck für das Teleskop...